Pfarrkirche "Unsere liebe Frau zu den Schotten" #
1010 Wien, Freyung 6a 1010 Wien, Freyung 6aDas Schottenkloster, das sein heutiges Aussehen dem Biedermeier-Architekten Josef Kornhäusel verdankt, geht auf eine Stiftung der Babenberger zurück: Heinrich II. genannt "Jasomirgott" (1114-1177) berief um das Jahr 1155 irische Mönche nach Wien. Der Herzog, seine Gemahlin, die byzantinische Prinzessin Theodora, und ihre Tochter Agnes (Gattin des ungarischen Königs Stephan III.) wurden in der gestifteten Kirche beerdigt, heute befinden sich ihre Gräber in der Krypta. Der älteste erhaltene Raum der mittelalterlichen Kirche, die "Romanische Kapelle" ist ein Teil des südlichen Seitenschiffes der im Jahre 1200 geweihten Pfeilerbasilika. In der Kapelle befindet sich die Marienstatue „Unserer Lieben Frau zu den Schotten“ (um 1250), die älteste marianische Gnadenstatue Wiens.
Im 15. Jahrhundert übernahmen die Benediktiner das Kloster. Sie ließen die Kirche erneuern und mit einem aus 24 Tafeln bestehenden Flügelaltar ausstatten. Als ein Hauptwerk der gotischen Malerei ist er der kostbarste Schatz des Stiftsmuseums. Das Werk des namentlich unbekannten, vermutlich aus Nürnberg zugewanderten, Schottenmeisters ist wegen seiner exakten Darstellung des Wiener Stadtbildes um 1470 berühmt.
Der Neubau der Kirche erfolgte 1638-1650 aufgrund von Bauschäden. Die Barockbaumeister waren Antonio Carlone, Marco Spazio und Andrea Allio d. Ä. Nach der Zweiten osmanischen Belagerung, 1683, erfolgten Ausbesserungen des zerstörten Gotteshauses, Der damalige Verteidiger Wiens, Rüdiger Graf Starhemberg, ruht in der Krypta, sein barockes Denkmal, entworfen von Fischer von Erlach, befindet sich im Kirchenschiff. Das Innere der Schottenkirche ist geprägt von der barocken Ausstattung und den Ergänzungen aus dem 19. Jahrhundert. 1882-1888 kam es zur Ausstattung mit neuen Altären und Kanzel. Die barocken Wand- und Deckenmalereien von Tobias Pock in den Stuckfeldern wurden durch Leinwandbilder von Julius Schmid ersetzt. Er malte, nach einem Programm des Paters Adolf Kern, Passions-Szenen, die Weihe des Ordens durch Maria und das Jesuskind, in den kleinen Feldern Beispiele des kulturellen Wirkens der Benediktiner. Die Gemälde unter der Orgelempore zeigen die Übergabe der Wiener Kirche durch Heinrich II. Jasomirgott an die Schottenmönche und die Namenspatrone des Herrscherpaares, Franz Joseph und Elisabeth. Die jüngste Renovierung und liturgische Neugestaltung erfolgte in den Jahren 1992 bis 1994.
Als Bindeglied zwischen dem Konvent und der ehemaligen Prälatur – der früheren Wohnung des Abtes, dem heutigen Museum – dient der Prälatensaal heute als Fest- und Konzertsaal. Hier ist das ehemalige barocke Hochaltarbild „Himmlische Glorie der Heiligen “ (1671) von Joachim von Sandrart zu sehen. Die Aula wurde als Eingangssaal des Klosters von Joseph Kornhäusel 1836 errichtet. Auch der große Bibliothekssaal - wohl der architektonisch bedeutendste Raum des Schottenstiftes, der mit Reliefs von Joseph Klieber gestaltet ist, stammt von Kornhäusel.
Bei Bauarbeiten im 19. Jahrhundert stieß man auf die Grabreste von Herzog Heinrich I., seiner Frau, Herzogin Theodora, einer Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel I. Komnenos und ihrer beider Tochter Agnes (verheiratet mit König Stephan III. von Ungarn). Sie wurden 1901 in der Krypta unterhalb des Hochaltares bestattet. Auch Rüdiger Graf Starhemberg, der Verteidiger von Wien in der 2. Türkenbelagerung 1683, ruht in einem Grab in der Krypta, sein barockes Denkmal, entworfen von Fischer von Erlach, findet sich im Kirchenschiff.
Das Museum im Schottenstift enthält neben dem Flügelaltar des Schottenmeisters aus 1469 eine Tafel von Peter Paul Rubens, frühe niederländische Landschaftsbilder und ein Gemälde des österreichischen Barockmalers Franz Anton Maulbertsch. Wertvolle alte Möbel, liturgische Geräte und Gewänder, Bücher, Handschriften und Urkunden ergänzen die Ausstellung. Das jüngste Werk ist das Gemälde „9/11“ des Oberösterreichers Ewald Kapferer (geb. 1965).
Der gegenwärtige Abt des Benediktiner Schottenstiftes ist Johannes Jung.
- Text und Fotos: Peter Diem, Kurt Hengl, 3 Fotos Doris Wolf
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