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Josef-Fink-Kapelle#

von

Werner Gobiet


Altarraum
Altarraum
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015

Wie leider viel zu wenigen bekannt, beherbergt die Mosaik GmbH ein Kleinod, das an das Schaffen des steirischen Ausnahmekünstlers Josef Fink erinnert. Zum zehnten Todestag hat die Minoritenkultur Graz zu Ehren ihres Gründers den Bildband „Wie eine helle Brandung“ veröffentlicht. Die Mosaik GmbH möchte Josef Fink eine Hommage auf dieser Homepage widmen, indem einige Eindrücke aus unserer Hauskapelle veröffentlicht werden. Der Dank gilt an dieser Stelle der Familie Koller aus Gnas, die das Erbe von Josef Fink verwaltet und uns freundlicherweise die Veröffentlichung seiner Werke gestattet haben.

Biografie #

Josef Fink
Josef Fink (1941- 1999)
Foto: © Amsüss

Am 11. Dezember 1941 wurde Josef Fink als zweites von vier Kindern in Ebersdorf bei Gnas (Oststeiermark) geboren. Bereits als Schüler fällt er durch eigenständige künstlerische Arbeiten auf. Familiär geprägt schlägt er jedoch eine kirchliche Laufbahn ein; 1966 wird e r zum Priester geweiht. Anfang der 1970er Jahre beginnt Josef Fink seine journalistisch/schriftstellerische Arbeit; er schreibt unter anderem für die Weststeirische Rundschau und die Kleine Zeitung. Es schlagen jedoch stets zwei Herzen in seiner Brus t. 1970 lässt sich der junge Kaplan freistellen, um an der Akademie für an gewandte Kunst zu studieren. In dieser Zeit lernt er die österreichische Nachkriegsavantgarde der Kunstszene kennen. Schließlich steht Josef Fink am Scheideweg zwischen seinem Beruf als Priester und einer Karriere als freischaffender Künstler. Er entscheidet sich für ersteres, versuch t aber sein ganzes Leben beide Wege zu beschreiten und die Differenz z wischen Lebensentwürfen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, zu überbrücken. 1972 kehrt er aus Wien zurück und ist bis 197 5 Kaplan der Pfarre Graz Kalvarienberg. Im November 1975 wird er mit de r Gründung des Kulturzentrums bei den Minoriten beauftragt.

Die Mosaik-Kapelle #

Gen-Spirale bis zu den Galaxien. Fink: 'Da waren einerseits die Drehbewegungen der Rollstuhlfahrer, da war die im weitesten Sinn 'spiralig' vorgegebene Architektur von Kapfhammer und Wegan.'
Gen-Spirale bis zu den Galaxien. Fink: "Da waren einerseits die Drehbewegungen der Rollstuhlfahrer, da war die im weitesten Sinn "spiralig" vorgegebene Architektur von Kapfhammer und Wegan."
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015

1984 gestaltet Josef Fink die Kapelle im damals neu errichteten Trakt im Haupthaus der heutigen Mosaik GmbH in der Wiener Straße 148. Die Hauskapelle wurde 1984 vom Architektenduo Kampfhammer/Wegan errichtet. Der gesamte Raum ist in erdigen Farben gehalten, durch die Josef Fink vermutlich eine Atmosphäre der Meditation schaffen sollten. „Noch bevor ich wusste, unter welchem Thema ich an die Kapelle herangehen würde, dachte ich an Kreis- und Spiralbewegungen. Da waren einerseits die Drehbewegungen der Rollstuhlfahrer, da war im weitesten Sinn ‚spiralig‘ vorgegebene Architektur von Kapfhammer und Wegan. Da Kreis und Spiralen die Schöpfung in all ihren Bereichen beherrschen, von der Gen-Spirale bis zu den Galaxien, von den Schnecken und Amoniten bis zu Bewegungsabläufen bei Pflanzen, war die zentrale Form – die Spirale – gefunden: als schöpferisches Grundgesetz sollte sie sich mehrfach in der Kapelle vorfinden; als Nachweis einer grundsätzlich en kosmischen Ordnung,“ so Josef Fink 1984 über die Mosaik Kapelle.

Tau-Kreuz. Fink: 'Und dieses Tau-Kreuz ist als Kleid Christi, verletzt und von blutigen Spuren gezeichnet - ein Jeanskleid, Kleid unserer Zeit - wie eine Reliquie in der Mauer schräg dem Altar gegenüber in die Wand eingelassen.'
Tau-Kreuz. Fink: "Und dieses Tau-Kreuz ist als Kleid Christi, verletzt und von blutigen Spuren gezeichnet - ein Jeanskleid, Kleid unserer Zeit - wie eine Reliquie in der Mauer schräg dem Altar gegenüber in die Wand eingelassen."
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015

An zwei Wänden der Kapelle finden sich Schriften an der Wand – einerseits die Bergpredigt, andererseits das Vater Unser. Diese Texte brachte Fink in Verbindung mit den Gesetzestafeln des Mose. Die zweite große Form die den Raum beherrscht, ist ein T-Kreuz , das aus zerrissenem Jeans Stoff besteht, der von blutig-roten Spuren – als Symbol für das Leiden Christi - gekennzeichnet ist. Das Stoffkreuz soll die „moderne“ Zeit symbolisieren und ist gleichzeitig wie eine Reliquie in die Mauer schräg gegenüber dem Altar eingelassen. Besonders berühmt ist der Spiralnebel, der kosmisch e Zusammenhänge eröffnen soll. In ihn eingeritzt steht der siebenarmige Leuchter - die Menora – für das Judentum bzw. die siebenfach schöpferische Gotteskraft. An der gegenüberliegenden Wand stehen diverse Unendlichkeitspiktogramme als „heilige Zeichen früherer Kulturen und Religionen“. Am 29. November 1999 starb Josef Fink : Priester, Künstler und Gründer der Minoritenkultur.

Hinweise und Quellen #

  • Homepage der Familie Koller: Die Homepage zeigt ein en großen Teil des aufbereiteten und archivierten Werkes von Josef Fin k. Sie wurde anlässlich der Ausstellung im Kulturzentrum bei den Minoriten neu gestaltet. www.joseffink.at
  • Fink, Josef (1984): Originaltext aus einer Information der Steirischen Vereinigung zugunsten behinderter Kinder und Jugendlicher.
  • Rauchenberger, Johannes; Grabner Johann (2009): Josef Fink - Wie eine helle Brandung (S.196 - 197). Bibliothek der Provin z. Verlag publication PN°1.
  • Programmzeitung der Minoritenkultur Graz, Nov.-Dez. 09
  • Sonntagsblatt Spezial - 1. November 2009
  • Kleine Zeitung, Walter Titz, 4. November 2009, S. 64-65

Josef Fink-Kapelle über den Eingang
Josef Fink-Kapelle im ehemaligen Hirtenkloster. Erbaut und gestaltet im Jahre 1984 im Zuge der Adaptierungsarbeiten des Klosters in die heutige Einrichtung der Steirischen Vereinigung für Menschen mit Behinderung (Mosaik GmbH)
Foto: © Werner Gobiet, 16.10.2015
Zähl-(Konsonanten) als Zeichen für die zehn Gebote
Zähl-(Konsonanten) als Zeichen für die zehn Gebote
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Tabernakel
Tabernakel. Fink: "...als Nachweis einer grundsätzlichen kosmischen Ordnung. So scheint sie in (kreisförmigen) Türen des Tabernakels, als Gen-Spirale schräg rechts über diesem, in den diversen "Tanzbewegungen" der Teilchenspuren ..."
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Auf der Rückwand des Altaraumes das T-Kreuz mit dem 'Vater unser'
Auf der Rückwand des Altaraumes das T-Kreuz mit dem "Vater unser"
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Das 'Vaterunser'. Fink: '... als wichtigste Gebetes der Christen'
Das "Vaterunser". Fink: "... als wichtigste Gebetes der Christen"
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Kelch und Patene der Kapelle. Design: Wolfgang Kapfhammer
Kelch und Patene der Kapelle. Design: Wolfgang Kapfhammer
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Die 'Neuen Gebote' begrüßen den Eintretenden in die Kapelle.
Die "Neuen Gebote" begrüßen den Eintretenden in die Kapelle.
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Ein Kranz verschiedener Kreuze: 12 Kreuze an der Außenseite der Apsis, als Symbol der Apostel.
Ein Kranz verschiedener Kreuze: 12 Kreuze an der Außenseite der Apsis, als Symbol der Apostel.
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Gangfenster mit Wallfahrtsadona
Gangfenster mit Wallfahrtsadona
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Die Gestalter der Kapelle: 1984, Künstler Josef Fink, Architekten: Wolgang Kapfhammer und Johannes Wegan
Die Gestalter der Kapelle: 1984, Künstler Josef Fink, Architekten: Wolgang Kapfhammer und Johannes Wegan
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Wallfarhtsmadonna. Fink: 'Als 'Hausmutter' ist eine alte Wallfahrtsmadonna, die in meiner Familie verehrt wurde, angebracht.'
Wallfarhtsmadonna. Fink: "Als "Hausmutter" ist eine alte Wallfahrtsmadonna, die in meiner Familie verehrt wurde, angebracht."
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015
Rückwand der Kapelle
Rückwand der Kapelle
Foto: © Werner Gobiet, 10.10.2015

Josef Fink über die Kapelle#

Josef Fink über die Kapelle
Josef Fink über die Kapelle


Die Informationen wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Dr. Werner Gobiet.


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