Alchemistische Symbole#
von Peter DiemNach H. Biedermann wurde die Alchimie (vgl Abbildungen 1 und 2) insbesondere durch C. G. Jung als reine, irrende „Vor-Chemie" verstanden. Eher aber handelt es sich bei dieser mittelalterlichen Wissenschaft nicht um Goldmacherkunst (obwohl auch diese gepflogen wurde), sondern um das Streben, dem geistigen Lichtreich durch Zurückdrängen der Welt der Materie näher zu kommen:
„Aus der Urmaterie (Materia prima) soll auf dem Weg über mehrere Läuterungsstufen der reine Stein der Weisen (Lapis philosophorum) herausgebildet werden, dessen Besitz es u. a. ermöglichen soll, aus unedlen Metallen Gold und Silber - die Metalle von Sonne und Mond - zu gewinnen und ein Universal-Heilmittel herzustellen."
Hans Biedermann, Knaurs Lexikon der Symbole, München, 1989, S. 25
Bei der Beleuchtung der Assoziationsumfelder verschiedener Ursymbole - so z. B. der Farben - werden wir immer wieder auch auf die Alchimie zu sprechen kommen: nicht in der Absicht, naturwissenschaftlich abgesicherte Aussagen zu machen, sondern einfach deshalb, um die Ergebnisse nächte-, monate- und jahrelangen konzentrierten Nachdenkens in den geheimnisvollen Laboratorien des europäischen Mittelalters und der frühen Neuzeit als eine geistige Leistung anzuerkennen und über ihre Erkenntnisse selbst nachzudenken.
So ist etwa die These, dass die nach Läuterung im "Stein der Weisen" erzielte ideale Ganzheit eine androgyne Form darstelle - was wieder an frühe Mythen und den orphischen Hymnus „Zeus ist männlich, Zeus ist eine unsterbliche Frau" erinnert -, für die moderne Theologie eine durchaus brauchbare Anregung, da sie ja herausgefordert ist, ihren stark patriarchalisch bestimmten jüdisch-christlichen Gott(vater)begriff im Zeitalter der Partnerschaft zwischen den Geschlechtern zu revidieren.
Die Tabula Smaragdina stellt ein Zitat aus einem Werk namens Geheimbuch der Schöpfung dar. Der Text wurde zur Grundlage der Alchemisten. Er beschreibt in typisch symbolischer Sprache alle vier Phasen Des Großen Werks der Alchemie. Nach Mircea Eliade in "Geschichte der religiösen Ideen“ soll diese Schrift in Spanien um 1150 aus dem Arabischen durch Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt worden sein.
Links das Bild von Kurt Regschek: es zeigt Hermes Trimegistos mit der Tabula Smaragdina und dem Uroboros - der sich in den Schwanz beißenden Schlange, einem Zeichen für die Ewigkeit sowie dem Yin und Yang-Symbol. Dazu folgender Text:
Verfassung der geheimen Künste des Hermes Trismegistens
1. Warhafftig / außer aller Unwarheit / gewiß und warlich sage ich:
2. Die Geschöpf hie nieden gesellen sich zu denen dort oben / und diese hinwiederumb zu jenen / auf daß sie mit gesambter Hand ein Ding herfür bringen mögen / so voller Wunder steckt.
3. Vnd gleich wie alles auß einem durch deß einigen Schöpffers Wort entstanden: Also werden auch alle Ding nunmehr auß diesem einzigen ding durch anordnung der Natur gebohren.
4. Sein Vatter ist die Sonne / und seine Mutter der Mond; die Lufft träget es gleich als in Ihrer Bärmutter; seine Säugamme aber ist die Erde.
5. Diß Ding ist der Vrsprung aller Vollkommenheit der Sachen so in der Welt sind.
6. Seine Krafft ist am vollkommensten / wann es wiederumb in die Erde eingekehret ist.
7. Scheide alsdann die Erde fein von einander / so sie im Fewer gewesen / und mache ihre Dicke je subtiler und subtiler durch Hülffe des allerlieblichsten Dinges in der Welt.
8. In Summa. Steige durch großen Verstand von der Erden gen Himmel / und von dannen wiederumb in die Erde / und bringe die Krafft der öbern und untern Geschöpff zusammen / so wirst du aller Welt Herrlichkeit erlangen: Dannenhero auch kein verächtlicher Zustand mehr umb dich sein wird.
9. Diß Ding ist in allen starcken Sachen zu starck; dann es so wol die subtilste Ding überwinden als auch die härteste und dichteste durchdringen kan.
10. Auf diesen Schlag ist alles geschaffen was die Welt begreifft.
11. Dannenhero können wundersame Dinge gewircket werden / wann es auff solche Weise angestellet wird.
12. Und mir hat man deßwegen den Namen Hermes Trismegistus gegeben / weil ich alle drey Theil der Weißheit dieser gantzen Welt besitze.
13. Diß sey gesagt von dem Meisterstück der chemischen Kunst.
Die Alchimie verfügt über eine Vielzahl von Symbolen, von denen auch vermutet wird, dass sie auf diie Priester des alten Ägypten zurückgehen. Aus der reichen Literatur sei erwähnt:
Marion Zerbst/Werner Kafka, Seemans Lexikon der Symbole, Leipzig, 2003