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Die Symbole Burgenlands#

Landespatron und Landesfeiertag#

von Peter Diem

Martin von Tours, der Landespatron des Burgenlandes, ist eine der populärsten Heiligengestalten Österreichs. Obwohl sein Leben durch die Aufzeichnungen von Sulpicius Severus (363-420) gut dokumentiert ist, ranken sich um Martin viele Legenden und Volksbräuche, deren Ursprung oft tief im Heidentum zu suchen ist.

Martin wurde um das Jahr 316 in Savaria, dem heutigen Szombathely (Steinamanger), unweit der burgenländischen Landesgrenze als Sohn eines römischen Militärtribuns aus Pavia geboren. Savaria war die Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, die die Oststeiermark, das Burgenland und Ungarn bis zur Donau umfasste. Martinus („der dem Mars Geweihte") wuchs in Oberitalien auf und wurde schon mit fünfzehn Jahren in die römische Armee eingegliedert. Mit achtzehn Jahren empfing er die Taufe und wurde Christ. Bereits als junger Mann zeigte er heiligmäßige Tugenden, als er nach der Legende einem frierenden Bettler vor den Toren der nordfranzösischen Stadt Amiens die Hälfte seines Soldatenmantels überließ. In der folgenden Nacht sei ihm Jesus im Traum erschienen, bekleidet mit dem Mantelstück, und habe ihm sein Tun mit der Rede vom Weltgericht gedeutet:

„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus 25,40).

Bis heute gehen die meisten künstlerischen Darstellungen des Heiligen (Dürer s.o., El Graeco etc.) auf diese Szene zurück: der stolze römische Offizier auf dem weißen Pferd, der Barmherzigkeit übt. In Wirklichkeit aber verdankt Martin seine Heiligsprechung nicht seinem Mitgefühl für einen Bettler, sondern seinem mutigen Bekenntnis zu einem sehr radikal gelebten christlichen Glauben. Während eines Feldzuges gegen die Alamannen 356, in der Nähe von Worms, trat Martin vor Kaiser Julian. Statt eine Gratifikation anzunehmen, bat er militärisch knapp um seinen Abschied vom Militär:

„Bis heute habe ich dir gedient; gestatte nun, dass ich jetzt Gott diene. Dein Geschenk mag in Empfang nehmen, wer in die Schlacht ziehen will. Ich bin ein Soldat Christi; es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen!"

--> Alfred Läpple, Das Hausbuch der Heiligen und Namenspatrone. München 1992, 240 ff.
--> Heinrich Schnuderl, Einer der volkstümlichsten Heiligen Europas - Martin von Tours. In: Entschluß, 12/1987, 30 ff.

Der hl. Martin war, schlicht gesagt, ein Wehrdienstverweigerer aus Glaubensgründen. Die Eisenstädter Martins-Kaserne, die östlichste Österreichs, ist nach ihm benannt - ein weiteres Beispiel dafür, dass Symbole in Österreich oft seltsame Züge aufweisen.

Martin ist auch der Patron der Diözese Eisenstadt. Den Namen des hl. Martin trägt übrigens auch der westlichste Turm Österreichs, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtete Martinsturm in der Stadtmauer von Bregenz. Im Martinsdom von Pressburg, dessen Turmspitze zur Erinnerung an die Königskrönungen eine goldene Stehanskrone trägt, steht eine Bleigrussgruppe von Raphael Donner (um 1730) mit dem genannten Motiv.

In seiner Heimat von Arianern verfolgt, ging Martin zuerst nach Italien und dann nach Frankreich. Dort wurde Martin Schüler des heiligen Bischofs Hilarius von Poitiers, der ihm auch die vier niederen Weihen spendete. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt als Einsiedler auf der Insel Gallinaria im Golf von Genua gründete Martin um 360 in der Nähe der westfranzösischen Stadt Poitiers die erste gallische Mönchsgemeinschaft und damit das erste große Kloster des Abendlands. Er kehrte auf einige Zeit nach Pannonien zurück, bekehrte seine Mutter und missionierte an der Donau.

Als Martin im Jahre 371 zum Bischof von Tours an der Loire gewählt wurde, soll er sich in einem Gänsestall versteckt haben, um dem Amt zu entgehen. Das Geschnatter der Gänse habe ihn jedoch verraten - ein willkommener Vorwand für das volkstümliche „Ganslessen" zu Martini. Als Bischof weiterhin einer asketischen Lebensweise verpflichtet, trat Martin mutig gegen den Plan des Kaisers Maximus und einiger Mitbischöfe auf, einen theologischen Streit mit Bischof Priszillian vermittels der Todesstrafe zu beenden.

Martin starb am 8. November 397 auf einer Visitationsreise in eine seiner Pfarreien an der Loire. Er ist einer der ersten Heiligen, die die Ehre der Altäre nicht ihrem Martyrium verdanken. Das Grab des Heiligen in der Kathedrale von Tours wurde bald zum fränkischen Nationalheiligtum. Die fränkischen Könige erklärten in der Folge den legendär gewordenen Mantel zu ihrem Feldzeichen und ließen ihn bei ihren Schlachten als glückbringendes Reichskleinod mitführen - im Grunde eine Verhöhnung der eigentlichen Lebensziele seines heiligen Trägers. Übrigens: den Raum, in dem der Mantel - lateinisch „cappa" - aufbewahrt wurde, nannte man „capella". Von dieser
Wortwurzel leitet sich die uns geläufige „Kapelle" ab.

--> Paul Kaufmann, Brauchtum in Österreich. Wien- Hamburg 1982, 309

Martin von Tours ist trotz seines vorwiegend auf Frankreich bezogenen Wirkens gerade in den Alpenländern zu einem der großen Volksheiligen geworden. Sein Festtag ist der 11. November, seine Attribute sind Schimmel, Bettler, Mantel und Gans.

Der 11. November - im Rheinland Beginn der Karnevalsvorbereitungen - gilt im Österreichischen als Lostag. Nach altem Volksglauben leitet Martini den Winter ein: „Kommt Martin auf dem Schimmel geritten, braucht man im Winter um Schnee nicht zu bitten." Der Martinstag war aber auch - so wie Mariä Lichtmeß am Ausgang des Winters (2. Februar) - ein üblicher Termin für den Dienstbotenwechsel. Mit ihm wurde die Ableistung des Zehents und die Eröffnung der Spinnstuben verbunden.

Der hl. Martin gilt als Patron der Hirten und des Viehs. Nach vorchristlichem Brauch wurden die Tiere noch im vorigen Jahrhundert mit der „Martinsrute" berührt, ehe sie in die Winterstallungen eingelassen wurden. Heute empfangen die Viehhalter den Martinssegen. In Bregenz etwa gibt es einen Martinsritt, verbunden mit einer Messe in der Martinskapelle und einem Platzkonzert auf dem Martinsplatz - ein nach dem Ersten Weltkrieg aus Augsburg importierter Brauch. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es sich in den österreichischen Kindergärten eingebürgert, den Martinsabend mit einem Laternenfest zu feiern.

Der bekannteste Volksbrauch Mitte November ist freilich das „Martinilobn", das gastliche Verspeisen des „Martinigansls", das zwar auf die zitierte Legende über die Bischofswahl verweisen kann, im Grunde aber eher ein Fruchtbarkeitsritus am Ende der Mastzeit ist, zu welchem Termin der Bauer gemästete Gänse an den Gutsherrn oder das zuständige Kloster abzuliefern hatte. Martini als Fest der Weinbauern macht den "Heurigen Wein" zum "Alten". Die Handwerker erhielten zu Beginn der Winterabeit eine "Lichtgans" als zusätzlichen Lohn. Mit dem Festessen zu Martini verbindet sich auch eine Wetterregel: Ist das zurückgebliebene Brustbein der Gans schön weiß, kommt ein schneereicher Winter.
 
Bekanntheit des burgenländischen Landespatrons (1993)
        hl. Martin andere weiß nicht
bis 29      80      10       10
bis 49      89      11        0
ab 50       65      18       18
Total       75      14       11

Quelle: Integral-Telephonumfrage Jänner 1993, n = 36

Sonstige Symbole des Burgenlands#

Wie wir aus der Integral-Umfrage „Symbole für Österreich" (1993, n= 1.000) wissen, ist der Symbolwert der Landschaft um den Neusiedlersee (31 Prozent Nennungen) für das Burgenland sehr groß. Es überrascht uns auch nicht, wenn wir erfahren, dass ebenfalls rund ein Drittel der befragten Burgenländer den Wein als ein wichtiges Landessymbol bezeichnen - ex aequo mit den Schlössern und Burgen, denen das Land zwar, wie wir wissen, nicht seinen Namen verdankt, die aber offenbar doch eine große identitätsstiftende Funktion haben. Von den Klischees des Burgenlandes sind die Störche und die Tradition der Tamburizzamusik zu erwähnen.


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