Die Farbe Violett#
von Peter Diem
Violett existiert in der Heraldik nicht, obwohl man manchmal die Purpurfarbe
mit soviel Blau versetzt, dass nicht ein Karminrot, sondern ein Veilchenblau entsteht.
In der mittelalterlichen Kunst steht Violett für das Fasten, die Buße und die Priesterweihe. Diese Farben finden sich in der katholischen Liturgie bis auf den
heutigen Tag in der gleichen Bedeutung.
In der politischen Symbolik Österreichs bezeichnet das Purpurfarben-Violette seit dem Ende der Monarchie noch am ehesten den Klerikalismus: hier dominiert die
Assoziation mit den in Fastenzeit und Advent getragenen Meßgewändern und
den purpurfarbigen oder violetten Verzierungen an den Talaren von Prälaten und Bischöfen.
Violett gilt auch als Farbe der evangelischen Kirche (vgl. die Tafeln mit der Angabe von Gottesdiensten an den Ortseinfahrten)
Anmerkung: Vgl. die interessante Diskrepanz in der Interpretation der Farbe der Streifen auf dem israelitischen Tallit (Vorbild für die Flagge Israels) in den aktuellen Bibelübersetzungen:
Interessanterweise ist nicht vollständig geklärt, ob die Farbe Blau tatsächlich die biblische Originalfarbe des Gebetschals ist. In einer sehr ausführlichen Abhandlung über die Bedeutung der Staatsfarben Israels kommt Zvi Ruder zu der Auffassung, dass sich die Farbe "techelet" keineswegs nur als "Blau" bestimmen lässt. Zwar wird sie mehrheitlich mit der Farbe des (Abend)himmels, des (Mittel)meeres und des Saphirs verglichen, doch gibt es auch Argumente für die Farben Violett und Schwarz - ja sogar für Grün.
Im Altertum war der Tallit nicht nur ein Gebetsschal, sondern das charakteristische Gewand der Juden, parallel zur Toga der Römer. Die "Zizit" - die Schaufäden - waren im Altertum Schmuck des Gewands von Adligen und Reichen. In der Diaspora, als die Juden unter den verschiedenen anderen Völkern ganz andere Gewänder tragen mussten, wurde der Tallit zu dem, was er heute ist. Das Alte Testament erwähnt den Tallit nicht, lediglich die Schaufäden. Ein solcher Faden, in der Farbe "techelet" (tcheleth), musste getragen werden. Techelet war ein teurer Farbstoff, daher wurde die Farbe mit Adel, Reichtum und Prestige verbunden. Der Tallit hatte in verschiedenen Gemeinden verschiedene Farben. Im Jemen, zum Beispiel, war er aus schwarzer Wolle mit roten, grünen oder gelben Streifen. In den meisten europäischen Übersetzungen wird die Farbe des Fadens mit hellblau angegeben.
In diesem Zusammenhang fällt jedoch auf, dass die Lutherbibel aus dem Jahr 1545 (und weitere protestantische Übersetzungen) von blauen Schnüren, die Einheitsübersetzung von 1985 aber von violetten Purpurschnüren spricht, die die Israeliten nach Numeri 15:37 an den Quasten ihrer vier Kleiderzipfel anzubringen haben.
Zvi Ruder, The national colors of the people of Israel, Schamir Publications, Jerusalem, 1999
Alec Mishory, Lo and Behold - Zionist Icons and Visual Symbols in Israeli Culture, Am Oved Pubvlishers, Tel Aviv
Vgl. hiezu auch den Beitrag über das Hexagramm und die Symbole Israels.