Der Kaiser#
von Peter DiemNach Hans Biedermann ist der Begriff des Kaisers im europäischen Symbolverständnis weniger stark verankert als jener des Königs (s. d.). Dies komme daher, dass er dem Bürger ferner stehe als der König und gewissermaßen ein „Symbol zweiten Grades" darstelle. Ob das auch für die nostalgiegeneigten Österreicher gilt, deren vorletzter Monarch 68 Jahre als Kaiser regierte, darf freilich bezweifelt werden.
Das Wort „Kaiser" leitet sich von Gaius Julius Caesar ab. Plinius erklärt den Beinamen des römischen Diktators mit dessen angeblicher Geburt durch Exzision: „caesus ex utero" - durch „Kaiserschnitt" geboren. In den germanischen Sprachgebrauch kam der Begriff über das gotische „keisar", eines der frühesten Lehnwörter aus dem Lateinischen überhaupt.
Dies wurde zwar von den Urchristen abgelehnt, bürgerte sich jedoch im Mittelalter wieder stark ein, wie die Krönung der römisch-deutschen Kaiser durch den Papst und das von ihnen beanspruchte Gottesgnadentum zur Wahrung der Reichsidee klar zeigen. Dieses Gedankengut ist freilich nicht auf Europa beschränkt, wie der ehemalige chinesische und der noch heute bestehende japanische Kaiserkult beweisen.
Die in Österreich immer wieder diskutierte Frage, ob sich Maria Theresia offiziell „Kaiserin" nennen durfte, wurde längst von einem Fachmann mit einem strikten „Nein" beantwortet (Thomas Praschek, „Kaiserin" ja, Kaiserin nein. In: Die Presse, 14. 7. 1994).
Zur ungebrochenen Attraktivität des Kaiserbildes in Österreich vgl. neben der Fachliteratur das in drei Sprachen erschienene Bändchen von Georg Kugler, Franz Joseph und Elisabeth. Florenz-Graz, 1994
Film über das Begräbnis von Kaiser Franz Josefs I. mit Volkshymne unterlegt auf YouTube abspielen