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Die neue Schatzkammer im Stift Klosterneuburg #

Wolfgang Christian Huber

Die Schleiermonstranz, Wien (1715)
Die berühmte Schleiermonstranz, Wien (1715)
Foto: Stift Klosterneuburg
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Die Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg bewahrt Objekte, die für die Geschichte Österreichs von größter Bedeutung sind. Dazu zählen der österreichische Erzherzogshut oder die Markgrafen-Stoffe, von denen sich das niederösterreichische Landeswappen herleitet. Darüber hinaus enthält sie zahlreiche Kunstwerke von europäischem Rang, darunter die berühmte Schleiermonstranz.

Etliche Gegenstände wurden schon im Mittelalter für das Stift angefertigt oder vom Stift erworben und haben den Verband der Schatzkammer seither nie verlassen. Die Hauptstücke werden bis heute in den Schränken, die im späten 17. Jahrhundert für sie gebaut wurden, bewahrt und auch präsentiert. Erst seit 2011 ist die Schatzkammer in drei Räumen im barocken Kaisertrakt öffentlich zugänglich.

Der Ursprung der Schatzkammer von Klosterneuburg ist bezüglich der Reliquien bis in die Anfangszeit des Stiftes zurückzuverfolgen. Schon vom Sohn Markgraf Leopolds III., Otto, dem späteren Bischof von Freising, wird berichtet, er habe von seinem Studium in Frankreich kostbare Reliquien mitgebracht und seinem Vater für dessen Stiftung Klosterneuburg übergeben. Der Status einer Kirche oder eines Klosters hing nicht zuletzt von seinem Reliquienbesitz ab und so war jedes wohlhabende Kloster bestrebt, neue Reliquien für seine Schatzkammer zu erwerben. Daneben sammelte sich im Laufe der Jahrhunderte kostbares liturgisches Gerät, also Kelche, Ziborien, Hostienschalen und sakrale Gewänder, an.

In unserer Zeit hat allerdings eine radikale Umbewertung der in einer kirchlichen Schatzkammer bewahrten Gegenstände stattgefunden. Sahen die Menschen früher die Reliquien als die wahren Schätze an, so bewundern wir heute in erster Linie die kostbaren Gefäße, die man von Goldschmieden für diese anfertigen ließ. Die historisch-materialistische Sichtweise hat die rein spirituelle weitgehend abgelöst.

Als Schatzkammer diente seit alters her die Nikolauskapelle, ein romanischer Bau, der sich direkt an den Kapitelsaal im Bereich des Kreuzganges anschloss. Unmittelbar vor der Schwelle wurde das Grab Leopolds eingerichtet. So wurde dieser Platz zum Zentrum der Verehrung des Heiligen. Für diese Kapelle wurden 1677 die barocken Schränke angefertigt, die auch an ihrem neuen Aufstellungsort nach wie vor den Kern der Klosterneuburger Schatzkammer bilden.

Als die Nikolauskapelle im Zuge der Bauarbeiten für die Vollendung des Kaiserhofes unter dem Architekten Joseph Kornhäusel 1837 abgetragen wurde, musste die Schatzkammer in den barocken Kaisertrakt übersiedeln. Die Schränke wurden in einem rechteckigen Saal in einer Front aufgestellt. 1980 erfolgte eine erneute Übersiedlung. Es wurde ein Ensemble geschaffen, bei dem die Schränke alle vier Wände eines quadratischen Raumes komplett auskleiden, was einen wesentlich harmonischeren Eindruck ergab als vorher. Diese Aufstellung wurde im Großen und Ganzen auch in die neue Schatzkammer übernommen

Heute betritt man die Schatzkammer durch ein 2010 geschaffenes Portal mit dem Wappen des Propstes Bernhard Backovsky (reg. seit 1995). Dahinter öffnet sich die historische Schatzkammertür aus dem 17. Jahrhundert in den ersten der insgesamt drei Räume. Hier befinden sich die wertvollsten Stücke des mittelalterlichen Stiftsschatzes.

Ostseite des Stifts
Renovierte Ostseite - Foto: P. Diem
Der neue Zugang zur Schatzkammer
Der neue Zugang zur Schatzkammer - Foto: P. Diem
Die Sala Terrena mit Kassa
Die Sala Terrena - Foto: P. Diem
Der österreichische Erzherzogshut, Innsbruck (1616)
Der österreichische Erzherzogshut, Innsbruck (1616) - Foto: P. Diem

Erzherzogshut gegen Leopoldi-Ornat
Erzherzogshut gegen Leopoldi-Ornat - Foto: P. Diem
Schauraumschränke, Nussholz (1678)
Schauraumschränke, Nussholz (1678) - Foto: P. Diem
Erzherzogshut auf Kästchen
Erzherzogshut auf Kästchen - Foto: P. Diem

Stoffe mit Bezug auf den hl. Leopold
Vitrine mit "Leopoldsobjekten" - Foto: P. Diem
Rückenschild des Leopold-Pluviales (Italien 1700/Österreich 1900)
Rückenschild des Leopold-Pluviales (1700/1900) - Foto: P. Diem
Markgrafenornat, Zentralasien (14. Jh.)
Markgrafenornat, Zentralasien (14. Jh.) - Foto: P. Diem
Reliefstickerei Österreich (um 1500)
Reliefstickerei, Österreich (um 1500) - Foto: P. Diem
Passion Christi Elfenbein (1380)
Passion Christi Elfenbein (1380) - Foto: P. Diem
Bibeleinband mit Gemmen, Oberitalien (1280)
Bibeleinband mit Gemmen, Oberitalien (1280) - Foto: P. Diem

Reliquienkästchen, Limoges (1200)
Reliquienkästchen, Limoges (1200) - Foto: P. Diem
Anbetung der Könige, Niederlande (1525)
Anbetung der Könige, Niederlande (1525) - Foto: P. Diem

Reliquienmonstranz mit Kreuzpartikel, Wien (1440)
Monstranz mit Kreuzpartikel, Wien (1440) - Foto: P. Diem
Jüngstes Gericht, Sizilien (1730)
Jüngstes Gericht, Sizilien (1730) - Foto: P. Diem
Kelch und Ziborium, Prag (ca. 1673)
Kelch und Ziborium, Prag (ca. 1673) - Foto: P. Diem

Reisealtar (14.Jh)
Reisealtar (14.Jh) - Foto: P. Diem
Kelch, Wien? (1715)
Kelch, Wien? (1715) - Foto: P. Diem
Schleiermonstranz, Wien (1715)
Schleiermonstranz, Wien (1715) - Foto: P. Diem
Herberstein-Pluviale, F/Ö (um 1720)
Herberstein-Pluviale,F/Ö (um 1720) - Foto: P. Diem
Pluviale des Leopold-Ornats, Wien (1734)
Pluviale des Leopold-Ornats, Wien (1734) - Foto: P. Diem
kasel
Kasel - Foto: P. Diem
Marienornat Wien (1910)
Marienornat, Wien (1910) - Foto: P. Diem
Marienornat, Wien (1910)
Marienornat Wien (1910) - Foto: P. Diem

Bild 'Buch'

Die Schatzkammer im Stift Klosterneuburg,
Gebundene Ausgabe
Wolfgang Christian Huber, 208 Seiten, zahlreiche Farbtafeln
EUR 29.-

Redaktion: P. Diem


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