Die Stadt#
von Peter DiemDas Vorhandensein städtischer Siedlungen ist ein Kriterium für eine Hoch- oder Schriftkultur. Städte sind seit alters her zivile und religiöse Zentren; der Schutzgott der zentralen Polis steigt oft zum Staatsgott auf. Der christliche Schutzpatron einer Stadt ist eine Spätform der antiken Schutzgottheit.Als befestigte, in bewusster Ordnung angelegte Siedlungsform bedeutet die Stadt als Symbol Festigkeit und göttliche Ordnung. Die Stadt ist schon in der Bibel als „himmlisches Jerusalem" ein Symbol für die Endzeit, in welcher Gott unter seinem Volk wohnen wird. Nach der Offenbarung des Johannes (21,9 ff.) hat diese „ultimative" Stadt einen quadratischen Grundriss (Sinnbild der Vollkommenheit) und zwölf Tore, auf denen zwölf Engel wachen. Sie ruht auf zwölf Grundsteinen, alles Edelsteine, auf denen die Namen der zwölf Apostel eingemeißelt sind. Die Straßen der Stadt sind aus reinem Gold und klarem Glas.
Die Stadt beschützt ihre Bürger wie eine Mutter ihre Kinder; daher werden Stadtgöttinnen mit einer Mauerkrone auf dem Haupt dargestellt. Das ist auch der Grund, warum dieses Ursymbol hier behandelt wird, ist doch die Mauerkrone im Bundeswappen an die Stelle der österreichischen Kaiserkrone und im niederösterreichischen Wappen an die Stelle des Erzherzogshutes getreten. Die Erwähnung dieses dritten Symbols sollte nie vergessen werden, wenn von Hammer und Sichel im österreichischen Bundeswappen die Rede ist.
Auch die Personifikation der Austria trägt eine Mauerkrone, ebenso wie die Allegorie Wiens, die Vindobona, die mit Stadtschlüssel und Wappenschild von der Balustrade des Wiener Rathauses grüßt. Der vor dem Deutschmeisterdenkmal den Lorbeerkranz schwingenden Vindobona hat man allerdings nur eine Art von Goldhaube zugebilligt.
Die städtische Mauerkrone wurde zu Unrecht mit der napoleonischen Heraldik in Zusammenhang gebracht - sie ist weit älter.