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DIE DRÜCKENDE KRONE #

Maria Theresia wurde am 25. Juni 1741 zur Königin der Ungarn gekrönt. Entzückend sah die junge Frau in dem wunderschönen und reichen Nationalgewand aus, obwohl sie unter dem Druck der Gefahren, die sie und ihr Reich bedrohten, blass und bewegt, wie mit einem Schleier von Traurigkeit über sich, ergreifend anzusehen war. Aber gerade dieser Schatten auf ihren lieblichen Gesichtszügen rührte alle Welt und die in unglaublicher Pracht auf reichgeschirrten Rossen einherziehenden Magnaten fühlten beim Anblick ihrer so anmutigen Königin die Herzen höher schlagen.

Nachdem der Primas von Ungarn die Herrscherin im Dome gesalbt, mit dem Mantel des heiligen Stephan bekleidet und dem Schwerte des Königs umgürtet hatte, setzte er der strahlend schönen, fürstlichen Frau die schwere ungarische Krone auf das Haupt. Während der folgenden Zeremonien, dem Ritterschlag der Edelleute, dem Ritt auf den Königshügel, der Rückkehr ins Schloss, endlich auch während des Prachtmahles mitten unter den Großen des Reiches, trug die Königin immer die schwere Krone. Sie war nicht für das zarte Haupt einer jungen Frau berechnet, hatte früher nur wuchtigere Mannesschädel geschmückt und war daher eigens für sie zugerichtet und enger gemacht worden. Aber diese Hilfsmittel hatten sich im Laufe der Stunden gelockert.

Nun bei dem Mahle merkte sie auf einmal, dass bei jedem Bissen, jedem Wort und jeder Bewegung die schwere Krone, die sie drückte und ihr Kopfschmerzen bereitete, hin- und herschwankte. Da griff sie kurz entschlossen zu, nahm das stolze Zeichen ihrer neuen Würde herab und stellte es vor ihren Teller auf den Tisch. Ein leichtes Lächeln ging über die Gesichter der Anwesenden, jeder aber verstand, gönnte ihr die Erholung und freute sich ihrer unverlegenen Entschlossenheit. Den Herren von der Etikette aber blieb das Herz im Leibe stehen.

Quelle: Egon Caesar Conte Corti, Die Kaiserin - Anekdoten um Maria Theresia, Styria, Graz, 1953. S. 23f.