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Bruno Kreisky#

Geschichte#

"Lernen's Geschichte, Herr Reporter!

Wie der TV-Redakteur Ulrich Brunner in die Zeitgeschichte Eingang fand.

Lernen Sie Geschichte, Herr Reporter!“ Diese Attacke Bundeskanzler Kreiskys auf den TV-Redakteur (und SPÖ-Mann) Ulrich Brunner ist der am häufigsten zitierte Satz des „Alten“. Der Redakteur, der Kreisky durch seine Fragen in Wut brachte, war aber historisch durchaus gebildet. Aber Kreisky war argumentativ ins Schwimmen geraten – daher die Attacke aus heiterem Himmel.

Die Szene ward zum Tribunal#

Februar 1981: Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Bauskandal beim Wiener Allgemeinen Krankenhaus tagte schon monatelang ohne Ergebnis. Die VP wollte neue Zeugen laden, die SP lehnte ab. ÖVP-Obmann Mock war so empört, dass er zu Bundespräsident Kirchschläger marschierte, um sich über die „undemokratische Vorgangsweise“ zu beschweren. Kreisky geriet darüber außer sich und polterte in den „Salzburger Nachrichten“ los: Der Bundespräsident sei kein Schiedsrichter über das Parlament, es drohe eine Verfassungskrise, vor allem sei der Bundespräsident kein „Justizkanzler“.

Im darauffolgenden Pressefoyer am Dienstag, 24.Februar, eskalierte die Szene. Kreisky sah in dem Vorgehen eine Gefahr für die Wiederkehr der Dreißigerjahre. Den Hinweis, dass man das doch niemandem in Österreich unterstellen könne, parierte Kreisky mit dem Hinweis: „Angesichts des gestrigen Putschversuchs in Spanien fragen Sie mich das?“

Brunners Konter: „Wir sind aber nicht in Spanien, sondern in Österreich!“

Kreisky: „Ich habe die Justiztricks der Dreißigerjahre erlebt, und ich kann nicht früh genug warnen vor einer Wiederholung.“ Brunner: „Wir leben doch heute in einer ganz anderen politischen Situation.“ Kreisky explodiert: „Lernen Sie Geschichte, Herr Reporter!“ Alle weiteren Einwände wischte Kreisky weg. Dreimal wurde Brunner aufgefordert, Geschichte zu lernen.

Kreisky war damals nicht mehr ganz gesund und beim Pressefoyer immer gereizter. Verständlich. Die Nieren arbeiteten nicht mehr zufriedenstellend, Kreisky musste sich wöchentlich der belastenden Blutwäsche unterziehen. Das Pressefoyer jeden Dienstag für „seine“ Journalisten hatte ihm jahrelang zum Vorteil gereicht, nun kostete seine steigende Aggressivität viel Ansehen.

Negatives Publikumsecho#

Ein guter Gradmesser ist immer das Telefonprotokoll, das vom Anrufdienst des ORF jeden Tag zu jeder Sendung aufgenommen wird. Üblicherweise gab es zur „ZiB“ höchstens 15 Anrufe. Kecke Fragen an Kreisky wurden vom Publikum fast immer negativ kommentiert. Nach dem Eklat vom 24.2.1981 war es ganz anders. Es gab mehr als hundert Anrufe, von denen die große Mehrheit massiv gegen Kreisky Stellung nahm. Das Publikum hatte ein feines Gespür dafür, dass der brummelnde Grantler hier massiv die Grenzen der Fairness überschritten hatte. „Es war der Untergriff eines in Argumentationsnotstand geratenen Politikers“, sagt Brunner heute zur „Presse“.

Quelle: ("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2007)

Habenichts#

21 Monate saß Kreisky gemeinsam mit einem jungen Kommunisten namens Auerbach und einem illegalen Nazi namens Weninger in der Zelle. Eines Tages spielte sich folgender Dialog ab. Zuerst der Nazi: ,Schaut's, übers Jahr kommt der Hitler, und dann bin i frei, dann bin i wer.' ,Naja', hat der Auerbach gesagt, ,aber der Hitler wird ja Krieg machen, und er wird den Krieg verlieren, dann kommt der Stalin, und dann sind wir dran.' Kreiskys Resümee: Da saß der kleine Sozialdemokrat zwischen diesen beiden, die einen Stalin und einen Hitler hatten, und er hatte gar nichts."

--> Gerhard Vogl, in: Sisi-Kult und Kreisky-Mythos, s. 65