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Meissner-Blau, Freda#


* 11. 3. 1927, Dresden

† 22. 12. 2015, Wien


Journalistin und Politikerin (Grüne)


Freda Meissner-Blau. Foto, 1986, © Die Presse/Michaela Seidler, für AEIOU
Freda Meissner-Blau. Foto, 1986
© Die Presse/Michaela Seidler, für AEIOU

Freda Meissner wurde am 11. März 1927 in Dresden geboren.

(Die Mutter kam aus einer wohlhabenden Beamtenfamilie, der Vater entstammte einem altösterreichischen Offiziersgeschlecht, war selbst Nationalökonom und Journalist.)

Ihre ersten drei Lebensjahre verbrachte sie in Reichenberg (heute Liberec) in Nordböhmen, dem Heimatort ihrer Mutter, dann übersiedelte die Familie nach Linz und 1938 nach Wien. 1939 folgte die Emigration nach England, da sich der Vater journalistisch gegen das NS-Regime betätigt hatte. Nach der Scheidung der Eltern im Exil kehrte die Mutter nach Reichenberg zurück, Freda setzte ihr Mittelschulstudium in Reichenberg fort.

Als im Februar 1945 die russischen Truppen näher rückten, entschloss sich Freda allein zur Flucht nach Westen. Bei der Bombardierung Dresdens, die sie aus nächster Nähe miterlebte, machte sie ihre erste, unvergessliche Bekanntschaft mit dem Krieg; ihre Flucht wurde zur Odyssee: sie schlug sich in die amerikanische Besatzungszone durch und kam 1947 zurück nach Wien. Hier begann sie Journalistik und Publizistik zu studieren und arbeitete nebenher für die amerikanische Besatzungsmacht. Sie reiste sie zu ihrem Vater nach England, ließ sich zur Krankenschwester ausbilden, ging dann nach Deutschland und inskribierte in Frankfurt Medizin. Hier lernte sie Georges de Pawloff kennen, den sie 1953 heiratete und mit dem sie mehrere Jahre in Afrika (Kongo) und in Paris lebte. Freda Meissner war für die UNESCO tätig und hier u a. auch mit der Übersetzung von Angeboten französischer Konzerne für die Errichtung von Atomkraftwerken befasst, wodurch sie sich mit der Nutzung und den Risiken der Atomenergie beschäftigte und zur Atomkraftgegnerin wurde.

1962 übersiedelte sie mit ihrem Mann und dem 1954 geborenen Sohn nach Wien und wurde hier zur Generalsekretärin des neu gegründeten Instituts für Höhere Studien (IHS) bestellt; ihr Mann arbeitete bei der Internationalen Atombehörde. 1963 wurde sie Mutter von Zwillingen.

1968 übersiedelte die Familie wieder zurück nach Paris, wo sie die Revolte der Studenten erlebte, mit deren Anliegen - Kampf gegen die autoritären Strukturen, für mehr Demokratie und größere Frauenrechte - sich Freda stark identifizierte. Ihre Ehe mit Georges de Pawloff ging – auch auf Grund von politischen Meinungsverschiedenheiten – in die Brüche. 1970 heiratete Freda Meissner den sozialdemokratischen Journalisten Paul Blau, der von 1967 bis 1970 Chefredakteur der "Arbeiter-Zeitung" und von 1970 bis 1972 Presse- und Kulturattaché in Paris war.

1972 kehrten beide nach Wien zurück, wo Freda Meissner-Blau Bildungsreferentin der ÖMV wurde, in Kontakt mit sozialdemokratischen Politikern kam und schließlich der SPÖ beitrat.

In den 1970er Jahren verstärkte sich in Österreich - wie in vielen anderen Ländern auch - das Bewusstsein der Menschen für die Erhaltung einer gesunden Umwelt und die Nutzung der Atomenergie für friedliche Zwecke geriet wegen ungelöster Fragen und Probleme zunehmend in das Schussfeld der Öffentlichkeit.

Freda Meissner-Blau gehörte zu den führenden Köpfen der Widerstandsbewegung und wurde zu einer Vorreiterin der Grünbewegung. Sie war aktiv an der Verhinderung der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf (Volksabstimmung 1978) und des Donaukraftwerks Hainburg (Aubesetzung 1984) beteiligt.

1986 kandidierte Freda Meissner-Blau, die sich mittlerweile wieder von der SPÖ getrennt hatte, als Vertreterin der Grünbewegung als erste Frau für das Amt des Bundespräsidenten – sie unterlag allerdings den Mitbewerbern Kurt Waldheim bzw. Kurt Steyrer. Bei den Nationalratswahlen im selben Jahr stand sie an der Spitze der Liste "Die Grüne Alternative – Liste Freda Meissner-Blau", für die sie auch ins Parlament einzog. Freda Meissner-Blau wurde die erste weibliche Klubobfrau in der Geschichte Österreichs.

1988 legte sie ihr Mandat zurück, nachdem sich die Fraktion konsolidiert hatte; es ist ihr bleibendes politisches Verdienst, den Einzug der Grünen in das Parlament herbeigeführt und deren Fortbestand gesichert zu haben.

Nach ihrem Rückzug aus der Politik arbeitete sie für internationale Gremien, schrieb Bücher, hielt Vorträge und blieb eine aktive Kämpferin für die Umweltpolitik. Daneben trat Freda Meissner-Blau v.a. für Friedenspolitik, gegen AusländerInnenfeindlichkeit und Intoleranz auf.

2014 veröffentlichte sie ihre Biographie mit dem Titel "Die Frage bleibt. 88 Lern- und Wanderjahre." und wurde mit dem Käthe Leichter-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Freda Meissner-Blau, die sich 1999 einer Herztransplantation unterziehen musste, starb am 22. Dezember 2015 in Wien.

Sie war Mutter von 3 Kindern (aus erster Ehe); ihr Ehemann Paul Blau starb am 27. Oktober 2005.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Konrad-Lorenz-Preis, 1991
  • GlobArt Award, 2005
  • Nuclear-Free-Future-Award (Ehrenpreis für Lebenswerk), 2007
  • Save the World Award, 2009
  • Käthe-Leichter-Preis für ihr Lebenswerk, 2014

Werke (Auswahl)#

  • Die Frage bleibt. 88 Lern- und Wanderjahre. Im Gespräch mit Gert Dressel, 2014

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


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