Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Glasindustrie#

Am Beginn des Automatisierungsprozesses in der Glasindustrie um 1900 nahm Österreich eine führende Rolle in der Glaserzeugung auf dem Weltmarkt ein; es wurden etwa 11mal soviel Waren exportiert wie importiert.
Der 1. Weltkrieg beendete diese Vorrangstellung. Der 1895 von Gablonz nach Wattens (Tirol) übersiedelte Schmucksteinerzeuger Swarovski konnte allerdings seine Auslandsbeziehungen aufgrund seiner technologischen Überlegenheit weiter ausbauen. In den übrigen Produktionsbereichen wurde in den Krisenjahren durch überregionale Übereinkommen die Funktionstüchtigkeit der österreichischen Glasindustrie und ihre Anpassung an produktionstechnische Verbesserungen aufrechterhalten.

Während des 2. Weltkriegs konnte sich die österreichische Glasindustrie eine gewisse Eigenständigkeit bewahren und im größeren Wirtschaftsraum Automatisierungen - allerdings auf deutsche Entwicklungen beschränkt - nachholen. Die teilweise Zerstörung der Glasfabriken führte nach Kriegsende vorerst zu einem ausgeprägten Mangel an Glaswaren, dennoch waren die neugegründeten Glaserzeugungsbetriebe meist nur kurzlebig. Ein Teil dieser Neugründungen war auch auf die Übernahme von Glasunternehmen in die USIA-Verwaltung (ehemaliges deutsches Eigentum) zurückzuführen.
Aufgrund der politischen Entwicklung kam es zur Ansiedlung von Gablonzer Betrieben in Oberösterreich, die von Swarovski unterstützt wurde. Die nach 1918 groß gewordene Glasschmucksteinerzeugung stieg somit weiter an und wurde zur größten Glaserzeugungssparte. Auch auf dem Sektor der Erzeugung hochwertigen Wirtschaftglases brachten Neugründungen von Einwanderern aus Böhmen Impulse. So wurde die Kufsteiner Hütte durch die Familie Riedel weitergeführt (ab 1956), die für ihr glastechnisches und gestalterisches Können in den Folgejahren zahlreiche internationale Preise errang und damit zur Reputation der österreichischen Hohlglasindustrie wesentlich beitrug.

Nach dem Staatsvertrag 1955 konnte eine gezielte Aufbauarbeit beginnen. Die folgenden Jahre waren für die österreichische Glasindustrie die erfolgreichste Zeit. Bis 1962 steigerte sich die Gesamtproduktion um 52%, die positive Außenhandelsbilanz konnte ausgeweitet werden. Die beginnende Umstellung auf Selbstbedienung brachte einen deutlichen Impuls auch für die Verpackungsglaserzeuger mit einem starken Investitionsschub. Trotz weitgehender Automatisierungen in dieser Periode nahm die Beschäftigtenzahl zu.

Durch die Ölkrise 1973 stiegen in der energieintensiven Glasindustrie, die in der Zwischenzeit auf Erdöl und Erdgas umgestellt worden war, die Kosten deutlich an; die Folge waren Impulse zur Energieeinsparung und entsprechende Weiterentwicklungen insbesonders beim Wannenbau. Durch Rezession, steigende internationale Verflechtung und Konkurrenz sowie verspätete Beschäftigungsanpassung geriet die österreichische Glasindustrie um 1980 in Schwierigkeiten. Die durch Fusion der größten Hohlglaserzeuger 1978 entstandene Stölzle-Oberglas wurde in den 1980er Jahren in Teileinheiten veräußert, darunter auch die 1980 in Betrieb gegangene modernste Verpackungsglasfabrik Europas in Pöchlarn.


Heute unterteilt sich die Glasindustrie in Österreich in drei Sparten:

  • Glashütten: die Betriebe mit ca. 5.800 Beschäftigten (2016) schmelzen Glasrohstoffe ein und erzeugen daraus eine breite Palette verschiedenster Glasprodukte - von Kristallschmuck, mundgeblasenen Kristallkaraffen und hochwertigen Trinkgläsern über Verpackungsglas, Spezialgläser für die Automobilindustrie bis hin zur Glasdämmwolle.
  • glasbearbeitende und glasverarbeitenden Unternehmen: diese Betriebe mit ca. 1.200 Beschäftigten (2016) kaufen im Ausland gefertigtes Floatglas zu und veredeln es zu Isolierglas, Verbundsicherheitsglas, Einscheibensicherheitsglas und Solargläsern; sie sind u.a. Zulieferer für Fensterhersteller, Fassadenbauer, für die Innenarchitektur und Möbelhersteller sowie für Metallbauer und Stahlbauunternehmen.
  • Gablonzer: zu diesen Betrieben mit ca. 200 industriell Beschäftigten (2016) zählen vor allem Bijouteriehersteller und Unternehmen, die Modeschmuck erzeugen.

Die österreichische Glasindustrie ist heutzutage stark exportorientiert: sie erzeugte im Jahr 2016 520.352 t Glas (Verpackungsglas, Wirtschaftsglas etc.) und konnte einen Produktionswert von 1,192 Mrd. € erwirtschaften.

Weiterführendes#