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Maria Gugging#

Haus der Künstler in Gugging
Haus der Künstler vom Osten
Foto: Ulrichulrich. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Maria Gugging ist eine Ortschaft in der Stadtgemeinde Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) in Niederösterreich.

Seit der erstmaligen urkundlichen Erwähnung ("Kukkingin") im 11. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert dominierte in der Gegend der Weinbau; ab dem 19. Jahrhundert bis in die Zwischenkriegszeit entwickelte sich der Ort zu einer beliebten Sommerfrische. Durch die Lourdesgrotte im Wienerwald - eine Nachbildung der Grotte von Lourdes in Frankreich, die der Priester Kaspar Hutter 1923 einrichtete - wurde Gugging zum Wallfahrtsort; 1989 wurde der Ortsname auf Maria Gugging geändert.


In Gugging bestand eine Privatanstalt für Nervenkranke, die vom Land Niederösterreich umgebaut und 1885 als Filiale der "Niederösterreichischen Landes-Irren-Anstalt zu Wien" eröffnet wurde. Es war dies die erste moderne, im Pavillonsystem angelegte Psychiatrieklinik in Österreich. Der Name wurde im Laufe der Zeit mehrfach geändert - als "Niederösterreichische Landesirrenanstalt Kierling-Gugging" wurde die Anstalt 1890 selbständig; die Zahl der Kranken wuchs ständig.
Wie andere Heil- und Pflegeanstalten ebenfalls, war auch Gugging von 1938 bis 1945 Schauplatz der nationalsozialistischen "Euthanasie". (Von den Nationalsozialisten als "lebensunwert" beurteilte Menschen wurden ermordet; praktisch jede Institution zur Versorgung von psychisch kranken oder geistig behinderten Menschen wurde Schauplatz medizinischer Massenverbrechen.)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anstalt zunächst in ein Krankenhaus umgewandelt, bald wurden wieder geistig behinderte Kinder aufgenommen.

In den 1950er Jahren wurde DDr. Leo Navratil eine prägende ärztliche Persönlichkeit der Anstalt - er begann 1954 die Patienten zeichnen zu lassen und setzte bildende Kunst und Literatur als Psychotherapie ein. 1970 fanden erste Verkaufausstellungen der Kunstwerke statt; 1981 gründete Leo Navratil das "Zentrum für Kunst- und Psychotherapie" - eine Wohngemeinschaft im Wienerwald, in der sich psychiatrische Patienten künstlerisch betätigten. Ihre Kunst fand rasch internationale Aufmerksamkeit: es gab eine Wanderausstellung "Die Künstler aus Gugging" (1983-85) und Werke von Künstlern wie J. Hauser, O. Tschirtner und A. Walla wurden von bedeutenden Sammlungen moderner Kunst angekauft. (In literarischer Hinsicht war v.a. das lyrische Werk von E. Herbeck bemerkenswert.)

1986 wurde das Zentrum in "Haus der Künstler" umbenannt, 1997 um eine kommerzielle Galerie erweitert und 2001 in eine Privatstiftung umgewandelt. 2006 wurde im Gebäude der Galerie ein Museum eröffnet, das sich der 'Art Brut' widmet. ('Art brut' ist ein Sammelbegriff für autodidaktische Kunst von Laien, Kindern oder Menschen mit einer Geisteskrankheit oder einer geistigen Behinderung. )

Ab der Jahrtausendwende war die Landesnervenklink aus Gugging schrittweise nach Tulln übersiedelt worden; 2007 wurde sie endgültig geschlossen. Auf dem Gelände sind heute das "Art/Brut Center Gugging" (ein Kulturzentrum mit Museum, Galerie, Atelier, Veranstaltungs- und Arbeitsräumen und dem "Haus der Künstler") und das "Institute of Science and Technology (IST Austria) ansässig.

Weiterführendes#

Literatur#

  • L. Navratil, J. Hauser, Kunst aus Manie und Depression, 1978
  • L. Navratil, Die Künstler aus Gugging, 1983
  • L. Navratil, Gugging 1946-1986, Band 1: Art brut und Psychiatrie, Band 2: Werke und ihre Künstler, 1997
  • A. Danbauer, Die Heil- und Pflegeanstalt Gugging während der NS-Zeit (Diplomarbeit Universität Wien), 2012