Russland - Österreich#
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern wurden im 16. Jahrhundert durch Siegmund von Herberstein eingeleitet, der diplomatische Missionen nach Russland unternahm. Auch zu Zar Iwan IV. (1547-84) bestanden Kontakte. Diese verstärkten sich im 18. Jahrhundert, als unter Peter dem Großen Russland als werdende Großmacht nach Mitteleuropa strebte. Während des Siebenjährigen Kriegs (1756-63) brachte zwar das Bündnis mit Russland keine Vorteile für Österreich, doch wurden die Kontakte enger, als Polen ab 1772 unter seinen Nachbarn aufgeteilt wurde. Joseph II. verstärkte die diplomatischen Beziehungen zu Katharina II. und unternahm 2 Reisen nach Russland, der russische Thronfolger Paul hielt sich 1781/82 mehrere Wochen in Österreich auf. Die Zusammenarbeit auf dem Balkan wurde verstärkt, als Österreich und Russland 1788-91 einen gemeinsamen Krieg gegen das Osmanische Reich führten. Doch wurde daraus zunehmend eine Rivalität, weil Russlands Einfluss auf die christlichen Balkanvölker immer größer wurde.
Während der Napoleonischen Kriege waren Österreich und Russland während des 2. und 3. Koalitionskriegs Verbündete, 1812 musste Österreich Hilfstruppen für den Feldzug Napoleons gegen Russland stellen, 1813 rangen beide Staaten gemeinsam mit Preußen Frankreich nieder. Auf dem Wiener Kongress teilten diese 3 Staaten Polen weiterhin unter sich auf, und ihre Herrscher, Zar Alexander I., Kaiser Franz I. und König Friedrich Wilhelm III., gründeten die Heilige Allianz. 1849 half Russland bei der Niederschlagung des Aufstands in Ungarn, die Haltung Österreichs im Krimkrieg trübte allerdings die Beziehungen, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts trotz mehrfacher Bündnisse zunehmend durch Spannungen geprägt waren. Deshalb kam es auch bereits am Beginn des Ersten Weltkriegs zur Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland. Im Herbst 1914 eroberten russische Armeen Galizien und die Bukowina, wurden ab Mai 1915 zurückgeworfen, drangen aber 1916 während der Brussilow-Offensive neuerlich vor. 1918 wurde der Friede von Brest-Litowsk geschlossen, der den Mittelmächten die Besetzung eines großen Teils der Ukraine ermöglichte.
Während des 1. Weltkriegs waren viele österreichische Soldaten Kriegsgefangene in Russland und brachten die Ideen der Oktoberrevolution mit in die Heimat. Nach 1934 flüchteten Angehörige des Republikanischen Schutzbunds in die Sowjetunion, viele von ihnen fielen den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. Im Zweiten Weltkrieg waren auch zahlreiche Österreicher am Russlandfeldzug der deutschen Wehrmacht beteiligt, besonders bei Stalingrad und gegen Kriegsende war die Zahl der Toten und Vermissten sehr hoch. Ab Ende März 1945 besetzten sowjetische Truppen das östliche Österreich mit Wien, innerhalb dieses Gebiets wurde die Regierung der am 27. 4. 1945 ausgerufenen Republik anerkannt. Die Besatzungszeit wurde in den sowjetisch besetzten Gebieten wesentlich drückender empfunden als in den anderen Teilen Österreichs (Übergriffe, USIA), doch ergaben sich wirtschaftliche Kontakte, die nach 1955 weiterwirkten. Mit Berufung auf den Staatsvertrag machte die Sowjetunion später mehrfach von ihrem Einspruchsrecht Gebrauch (EG), auch Russland will als Nachfolger der Sowjetunion dieses Recht in Anspruch nehmen. Insgesamt entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten die Beziehungen freundschaftlich. Auch nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 gibt es viele wirtschaftliche und kulturelle Kontakte auf einer neuen Basis.
Literatur#
- H. Uebersberger, Österreich und Rußland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, 1906
- derselbe, Österreich zwischen Rußland und Serbien, 1958
- A. M. Drabek (Hg.), Österreich und Rußland zur Zeit der Napoleonischen Kriege, 1989
- Österreich und die Sowjetunion 1918-55, herausgegeben von der Österreichisch-sowjetischen Gesellschaft, 1984
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