Seite - 61 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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dezember 1893 61
130 schreiben werde. Man hat mir nämlich zweimal kritische Referate
verstümmelt.Das lasse ichmirnichtgefallen.
Ich schrieb für die Nummer von Freitag den 14. über das Rai-
mundtheater: In diesem Couplet wird das deutsche Volkstheater
verhöhnt. Solchen Spott sollte der Direktor lassen, bis er einmal
135 eine Vorstellung leisten wird, die sich mit der schlechtesten des
Konkurrentenvergleichendarf.DerChefredakteur,demHerrMül-
ler-Guttenbrunnsympathischist,liessnurdenerstenSatzundstrich
denzweiten. Ichschrieb fürdieNummervonSonntagden16.über
das Burgtheater: Als Diana bewährte Fräulein Sandrock das schon
140 anihrerMadelondeutlicheTalent,Unangenehmesangenehm,Heik-
les fein,Hoffartzierlichzubringen;esmusseinVergnügensein, so
graziös betrogen zu werden. Drastische Chargen, mondänes Laster
und was Hevesi in dem lieben Buche über Zerline ›Nervenhumo-
resken‹ genannt hat, die ›feinkomischen Stimmungs- oder vielmehr
145 Verstimmungsbilder aus dem weiblichen Nervenleben‹ sind ihre
Regionundsieweiss,ohnedasderStrengederZeichnungetwasver-
geben würde, Bedenkliches zu mässigen, Kanten zu glätten, immer
schön und lieblich zu sein. Man sollte sie als Athenais, Frau von
Berny, Jeanne, die weint, in den spitzen Molierischen Soubretten,
150 deren niedlich lüsterne Gestalt sie hat, auch als verbuhltes Dort-
chen, sogar als widerspänstige Katharina versuchen, während ihr
die gewissen thöricht naiven Kätzchen, die man ihr sonst giebt,
augenscheinlich nicht behagen. Der Chefredakteur, dem das Fräu-
leinnichtsympathischist, liessnurdieersteHälftedeserstenSatzes,
155 alles andere strich er.
DaessichmitmeinenBegriffenvonKritiknichtverträgt,auffremde
odereigeneSympathienoderAntipathienzuhörenundeineKorrek-
tur durch gewerbliche Interessen zu dulden, habe ich sofort meine
Entlassunggenommen.« HermannBahr.
126.TagebuchvonSchnitzler,26.12.1893
26/12 Nm. bei mir Schwarzkopf (Nachfolger Bahr’s bei der Dtsch.
Ztg.)Loris (Gedichte)Salten,B.-Hofmann.–Abds.Felixbei uns.
– Kfh.– Telephon Diltsch.– Brief an sie.– Wie auch Bahr dann
schrieb,vielleichtauchansie,komischerEffect.–
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
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- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
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