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84 oktober 1894
200.SchnitzleranBeer-Hofmann,20.10.1894
20.10.94
LieberRichard. –
Schmetterlingsschlacht: Erster Akt sehr gut, voll glänzenden, nur
zuweilen etwas absichtlichen Details;– machte erwartungsvolle
5 trefflicheStimmung.ZweiterAkt läßtsichnichtübelan;befremdet
bereitsdurcheinigeTrivialitäten–enttäuschtabernochnichtrecht.
Der dritte Akti schwach, ungeschickt, ohne selbst den stofflichen
Inhalt, der in ihm steckt, auszuschöpfen; verstimmend, mit einem
affectirten,psychologischfalschen,enervirendenSchluss.Derletzte
10 Akt kurzweg kläglich, geradezu erbitternd. – Sudermann scheint
dochnurdergroßeMeisterdererstenAktezusein.–(Ehre,Sodom,
Heimath –i überall der erste Akt am besten.) – Einige Figuren der
Schmett. famos, andre unerlaubt läppisch. Das ganze Stück nicht
einerglücklichenEingebungentstammend, sondernrechtmühselig
15 undohneGlückconstruirt.Dasärgstewärzuvermeiden,wenn3.u
4.AktzueinemzusammengeizogenwerdenunddieRolledernaiven
Rosi aus der gemeinen Theaterschablone ins menschliche hinaufge-
hobenwird.DieDarstellungistgroßartig;sielügtgeradezuSeelenin
diePuppen.–UmdieSchm. fürSud.’sbestesStückzuhalten,muß
20 man entweder nichts verstehn – oderHermanniBahr sein. Ueber
seineKritikundnochvielesandrehabichgesternerstzweiStunden
mit ihmgeplauscht. Ichzweiflegarnicht: erwill immer interessant,
immer geistvoll, immer bizarr sein, und es gelingt ihm fast immer –
aber wenn tseinedieuOriginalitäti und die Bizarrerie – ja sagen wir
25 zuweilen selbst die Tiefe seiner künstlerischen Anschauungen mit
der Wahrheit zusammenfällt, so ist das gewiss mehr Zufall als der
schöne Drang nach kritischer Ehrlichkeit. Und was könnte dieser
Mensch nichti leisten, wenn er zu seinen außerordentlichen Eigen-
schaftenauchnochdiederVerläßlichkeithätte.Er isteinervonden
30 glänzenden–abernichteiner vondenEchten.–
Heutgeh ichzurPremièrevondenKomödianten.HabenSieauch
in theatralibus wasi gesehen?GehnSienachSicilien?–
Heute holt der Abschreiber meinen letzten Akt. In acht Tagen
hoff’ ichs einreichen zu können. – AuchHugound Salten finden:
35 Burgtheater.Bahr hat auch schon mitBurckh. gesprochen und
Burckh.i»erwartet«dasStück.Charakteristischübrigens,dassBahr,
nachdemermitBurckhgesprochenundnachdemervondemStück
nichts wußte als, was ihm Hugo gesagt, dass es sehr gut und »Burg-
theater«sei,mirgegenüberäußerte:i»Ichhab’dieEmpfindung,dass
40 es ins Raimundtheater gehört.« – Man kann übrigens weniger als je
ansRaimundth.denken–eswirddortgespieltwieaneinemProvinz-
theater,wodieLeutebenzehnProbenhaben,i statteineroderzwei.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
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