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januar 1895 93
221.TagebuchvonSchnitzler,29.1.1895
29/1 Vorm. bei Bahr.– Dilly wird Schwierigkeiten mit dem Stück
machen, nicht aus Trotz, sondern weil sie wirklich nicht kann. Ich
erzählte nun Bahr die ganze Geschichte (natürlich in der Fassung,
dass ich wirklich bis 6 gewartet habe etc.) und da fand er nun, dass
5 ichnichtdierichtigeAuffassungvonDillyhabe,dieebeneineBaja-
dere sei, irgend was göttliches, in eine ihr fremde Welt gestellt; als
Bajadere sei ihr Sinn eben auf Lug und Betrug gerichtet, und führte
ein Gespräch zwischen sich (Bahr) und Hugo an, dass ich zu sehr
im weltlichen stehe (»wie mir überhaupt manches an dir unklar
10 ist, auch im Schriftsteller« (was deutlich gehässig gemeint war)). Er
verstand nicht oder wollte nicht recht verstehn, dass ich das bajade-
renhafte recht gern gelten lasse, dass nur die erbärmlichen kleinen
feigen Lügen (das telephoniren in der Nacht ihres Betrugs z. B.)
durchaus nichts bajaderenhaftes haben sondern einfach hurenhaft
15 sind. Dilly hatte sich immer beklagt, dass ich sie brutal behandle;
auchdarüberdass ich ihr imPratereinmaleineScenegemacht,weil
sie den Wunsch geäußert, einmal mit einem Cardinal ein Verhält-
nis zu haben. (Ich hatte ihr gar keine Scene gemacht, sondern war
nur etwas verstimmt gewesen, was sie damals riesig freute.) – Wel-
20 chegöttlicheKomikeigentlichindemallen!–InIschlkamDillyzur
JoëlundbeschworsieaufdenKnien,sie(J.)sollemichihr(D.)nicht
nehmen; ichsei ihrChristus,siesolleüberhauptnieeinenArztzum
Geliebten nehmen, weil der zu sehr auf seine Gesundheit bedacht
sei.––
25 Wirverblieben,daßBahrbeiBurckhardevent. IntriguenDillysvor-
bauensolle.
222.TagebuchvonSchnitzler,30.1.1895,Auszug
30/1 Bei Bahr. Hat gestern mit Burckhard gesprochen; der vor-
gestern bei Dilly war. Hatte von 5 Rollen gesprochen, und Brkh.
(Erzählung Bahr’s!) hatte die Empfindung, dass sie eigentlich von
meinem Stück und ihrer Rolle wenig halte. Bahr theilte ihm den
5 ungefähren Sachverhalt mit. (Burckh.: »Sie wird ihn halt betrogen
haben, das hätt er sich ja bei der D. denken können. Aber in zehn
Tagen sind’s entweder gut, oder sie hat einen andern Geliebten –
wozuhabichdenndievielenfeschenjungenLeut’anderBurg?Den
ZeskaunddenReimersetc.«)AbendwarBahrbeiDilly, ichkönne
10 (so hatt ich ihr sagen lassen) jetzt erst recht nicht mit ihr verkehren,
bevorsiedieRollespielenwolle,dadassoherauskäme,alsverkehrte
ich mit ihr, um sie dazu zu bewegen.– Dilly unter Thränen, ja sie
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
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- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
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- Register 916