Seite - 205 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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juni 1901 205
mich s. Z. doch habe bereden laßen, ihm mein Stück einzureichen.
NunbringtermichdurchseinBenehmeninteidenupeinlichenVer-
dacht, als sei ich ihm deshalb böse. Ich bin ihm aber garnicht böse,
amwenigstendeshalb.Nursehe ichkeineUrsache, seinunfreundli-
25 chesVerhalteneinzustecken.
Von Bahr erfuhr ich, dass Hofmannsthal Samstag geheirathet hat.
Schreiben Sie mir, bitte, bald. Hauptsächlich, wohin tsSuie reisen.
Ichhabe das »wir« nichtverstanden. SindSiemit IhrerMama?
herzlichst
30 Ihr Salten
477.Bahr:Erotisch,22.6.1901
Erotisch.
Neulich hat man wieder überall lesen können, es sei schade, daß
wir, die »jungen Wiener«, wie man uns noch immer nennt, vom
Erotischennicht loskommenkönnenoderwollen.Eswaranläßlich
5 der »Frau Bertha Garlan«, des neuen Romans von Schnitzler, der
ja hier schon kurz angezeigt worden ist. Schnitzler hat sich zuerst
unter uns zu einer gewissen Ruhe und Reife durchgewunden, und
dassichereVerhältnißseinerMittelzuseinenAbsichten, seinErnst
undwohlauchdiemanchmalfasteherwissenschaftlichealskünstle-
10 rischeDeutlichkeitseinerDarstellungfürdenVerstandsichernihm
denBeifallauchsolcherLeser,diesichunserenWirkungensonstzu
entziehenwissen.Manhatdennauch jenemBuchediegutenEigen-
schaftendesAutors,dengelassenenVortrag,diestrengeAnordnung,
die feine Ausführung, die kluge Eintheilung und den besonnenen
15 Geschmack,gernzugestanden,abersichdanndochwieder,weniger
gegen ihn besonders als gegen uns Alle, mit einiger Verwunderung
beklagt, wie seltsam es sei, daß es für uns, die wir nun doch auch
schonallmäligausgebrausthabenkönnten,nochimmeraufdergan-
zen Welt nichts als die Liebe und die Beziehung des Mannes zum
20 Weibe zu geben scheine. Man nimmt, indem man uns dies vorhält,
eineböseMienean,weistaufdieZuständeunseresVaterlandes,den
Haß der Nationen, das Ringen der Classen hin, die wir in unserem
DampfundDunstverliebterRegungengarnichtzugewahrenschei-
nen, und ermahnt uns, väterlich oder höhnisch, je nach dem Wesen
25 undderBildungdesWarners,dochendlichgescheitzuwerdenund
uns auf den Ernst des Lebens zu besinnen. Das Publicum, das es
liest und hört, muß rein denken, daß wir nur den ganzen Tag auf
Abenteuer laufen, und wundert sich wohl, was für ein Schlag von
Menschendasseinmag,demdieganzeWeltnureinverbuhltesSpiel
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
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- 1936 607
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- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
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- Register 916