Seite - 301 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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februar 1904 301
10 Ihrw.SchreibengiebtmirwillkommeneGelegenheit,aufdie»Apos-
tel«-Fragezurückzukommen:Sieschriebenmirseinerzeit,Siewoll-
ten mir die Autorisation zur Uebersetzung geben, wenn ich Ihnen
ein à valoir von 2000fs auszahle. Inzwischen aber hatte ich bereits
vonLangenbezw.AhndieseAutorisationbekommenundauchden
15 »Apostel« für die französische Bühne bearbeitet. Ich habe dann das
Stück Antoine gelesen und er war dafür sehr emballirt; als es sich
aber darum handelte von Worten zu Thaten zu schreiten, stellte es
sich heraus, daß Antoine’s Bühne (vorm Menus-Plaisirs) für den
zweitenAktvöllig unzureichend ist.
20 DerApostelbefindetsichgegenwärtigimOdéonundnachdem,was
mir Ginisty jüngst gesagt hat, ist es mehr als wahrscheinlich, daß er
IhrStück aufführenwird.
Als Sie bei mir für die Ueberlassung des »Apostel« 2000
fs ver-
langten, befanden Sie sich offenbar in der irrigen Meinung, daß ich
25 hier in Paris so eine Art litterarische Agentur betreibe. Dies ist kei-
neswegs der Fall. Was ich hier betreibe, betrachte ich als eine Art
Mission.EineMission,dieungeheuereArbeitmachtundsehrwenig
einträgt: es ist leichter zehn schlechte französische Stücke auffüh-
ren zu lassen, als auch nur ein einziges auslaendisches Meisterwerk
30 anzubringen.i Was soll man da sagen, verehrter Herr, wenn diese
BergochsenvonDirektorenundCretinsvonKritikernShakespeare
nur aus der skandalösen Hamlet-Bearbeitung von Dumas kennen
und von Calderon nicht einmal etwas vom Hören-Sagen wissen?
Dafür aber Sudermann’s »Ehre« für das Beste halten, was die deut-
35 scheLitteratur gegebenhat?
Als ich nun bei Antoine die Stelle eines Dramaturgen annahm, so
geschahdiesinersterLiniedeswegen,damitichfreimitihmundden
anderen Direktoren verhandeln kann: es ist nämlich leichter beim
Dalai-LamaeineAudienzzubekommen,alsbeieinemPariserThea-
40 terdirektorvorzukommen,derimmer»Damenbesuch«hat.Claretie
macht eine Ausnahme, er ist schon zu alt! Und nach 1 ½ jährigem
unausgesetztemStreben,beidemichsoziemlichAllesaufgebraucht
habe, was ich erspart hatte, brachte ich es wenigstens so weit, daß
Antoine diesen Winter Lear in einer Bearbeitung Pierre Lotis spie-
45 len wird, daß Claretie an der Comédie nächste Saison Calderons
»Alkade von Zalamea«, den ich ihm aus dem Spanischen übersetzt
habe, giebt, daß Schnitzler’s »Kakadu« hier ein litterarisches Ereig-
nis war, und daß Antoine Werkmann »Liebessünden« und Halbe
»DerStrom«acceptirthat.WissenSiewasichfürStückebeiAntoine
50 acceptirt vorfand: »Alt-Heidelberg« und »Der blinde Passagier«,
letztererunterdem herrlichenTitel: »Lepassageraveugle«.
UndnunistesmitdemAnbringeneinesStückesnochnichtgethan:
da beginnt erst die Lauferei zur Presse, zu den verschiedenen Mem-
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
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- 1894 64
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- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
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- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916