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310 august 1904
707.TagebuchvonSchnitzler,5.8.1904,Auszug
5/8Vm. St. Veit, ohneBahrzutreffen.–MittagPaul.–
708.Schnitzler:Künstler–Literat, [7.8.1904?]
907
Kuenstler-Literat
Anlaesslich desMarsyas. (VonBahr),
Es gibt keinen Gegensatz zwischen Kuenstler und anstaendigen
5 Menschen(:wieer indiesemAufsatzeinmalangedeutetwird:), son-
dern nur zwischen anstaendigen Kuenstlern und unanstaendigen
Kuenstlern. Aber gerade unanstaendige Kuenstler sind solche, bei
denen ein wirkliches Verhaeltnis zwischen dem, was sie schaffen,
und dem, was sie leben, nicht besteht, sondern ein solcher Zusam-
10 menhang nur vorgelogen,vorgeschwindeltwird.
Beispieleallerorten.
Mir ist nicht der unbegabte anstaendige Mensch, sondern der
begabteanstaendigeMenschlieberalsderunanstaendigeKuenstler.
Die landlaeufigeAnstaendigkeit ist eine in jedemBetrachtgleichgil-
15 tigeSache.
IchhabekeinenEkelvordenKuenstlern,sondernvordenLiteraten.
Diees natuerlich in jederKunstgibt, auch inderMusik.i
Mit Literaten kann man denjenigen Menschen bezeichnen, dessen
Existenz inderLebens-und inderKunstlinie inzweiLiniendahin-
20 geht,dieerselbstfueridentischhaltenmag,mindestensfuerparallel,
waehrendsiezuweilenauseinandergehen, sichkreuzenu.
s.
w.
Das Leben des Kuenstlers ist eine einfache Linie, die sich in schlim-
men Perioden spalten kann, unrein wird, in Nebeln hinlaeuft, zit-
tert;–aberer lebt,weil er schafft; schafft,weil er lebt.
25 Die Kunstlinie des Literaten kann gelegentlich staerker gezogen
sein als die Lebenslinie des Kuenstlers. Der Literat unterscheidet
sichnichtnurvomKuenstler sondernvonallenMenschendadurch,
dass ausser neben der Linie seines Lebens eine zweite Linie laeuft,
die nicht in festem Zusammenhang, sondern nur in wechselndem
30 Beziehungen zur Linie seines Lebens steht und den Verlauf seiner
kuenstlerischenBestrebungenbezeichnet.
DieseLinienenneichSchaffenslinie.SiekannseinerLebenslinienah
oder fern sein, paralle[l], oder sich ihr naehernd und von ihr ent-
fernend; siei kann vielleicht in irgend einem hohen Moment seine
35 Lebenslinie kreuzen; die beiden Linien koennen sich so nahe kom-
men, dass sie einschlechter Beobachter fuer identischhaltenmag.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
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