Seite - 314 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Bild der Seite - 314 -
Text der Seite - 314 -
314 august 1904
Depressionenwirkenaufseinenphys.Zustandamheftigsten:sowar
ernachdemTodHerzlskränkeralsseit lang,undnachirgendeinem
AergerneulichhaterwiederdiesesWürgeneinpaarMalgehabt,das
10 aber nun ganz verschwunden scheint. – Könnte man ihn doch nur
dazu bringen, dass er heuer die verschiedenen Erregungen des Win-
tersuudenWinterselbstunichtzuHauseabwartetundzuguterZeit
undmit ruhigem Gemüthi nachdemMeere,demSüdenabreist!–
715.Beer-HofmannanBahr,9.8.1904,Auszug
Den »Marsyas« habe ich heute zum zweiten mal, und mit vieler
freude gelesen. Die Momente, an die er anknüpft, haben mich an
jeneZeit–jetztfindeichsieschön–erinnert, indermirderPlanzur
»Ariadne« im Kopf herumgieng. Flöte und Leier waren mir damals
5 wichtige Symbole für Dionysos und Orpheus, die sich auf Naxos
treffensollten,Orpheuseinuntergehender,Dionysosieinaufgehen-
der Gott, der seiner noch nicht sicher ist, und für den Ariadne und
ihrSchicksal–ihrTodunddasAufflammenihrerKroneamAbend-
himmel–eineBekräftigungseinerSendung ist.Dort–aufNaxos–
10 sollten die Mänaden Orpheus zerreissen, und in den jubelnden Zug
desDionysoshättedasKlagenderLeyer tönenmüssen,die,zusam-
men mit dem singenden Haupt des Orpheus den Bergbach hinab,
auf’sMeerhinaus–nachLesbos–trieb, fürDionysoseinebeklem-
mende Ahnung, dass auch Götter sterben. Damals wusste ich
15 Einiges von diesen Dingen. Dass bei Theophrast die Zubereitung
des Flötenrohres beschrieben war: wie das Rohr nur selten wuchs,
ineinemkleinenBezirk,undi nurbeidenÜberschwemmungen des
Cephissus,diealleneunJahrewiederkehrten,undwieauchdieZeit
nicht gleichgiltig war zu der man es schnitt. Die Flöte des Marsyas
20 aber, hatte ein ähnliches Schicksal wie die Leyer des Orpheus: Sie
schwammdenMäanderhinab,über’sMeer,zudenSicyoniern.Aber
alledieseDingewarenIhnendiesmalnurAnlaufslinie.UnddassSie
diesewählten,erscheintmirwieeinschönesdankbaresGrüssen,hin-
über zu jenen Gegenden, die Sie in diesem Frühjahr gesehen haben.
25 Jeweiter ich im»Marsyas« las,destomehrwaresmir, als redewen-
deten Sie Sich im Reden, einem von uns zu: Dem Arthur, oft dem
Hugo, und, manchmal vielleicht auch,i – ich denke an das »espres-
sivo«–mir.
zurück zum
Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916