Seite - 354 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Bild der Seite - 354 -
Text der Seite - 354 -
354 september 1905
810.BahranSchnitzler,20.9.1905
20.9.
LieberArthur!
Ich hab nun auch das Zwischenspiel gelesen, mit einem sehr gro-
ßen artistischen Vergnügen. Es ist eine reizende Comödie und ich
5 findeeswunderbar,wieDuindieFormdesaltenBurgtheaterstücks
diefeinstePsychologieundunsereneuestenProblemegebrachthast.
Mich stört nur manchmal der (gewiß beabsichtigte) Cafehauston
zwischen den beiden Freunden, eine Art von philosophisch wiene-
risch jüdischerSchnoddrigkeit,die in früherenJahrenmirvielleicht
10 noch geläufiger als Dir war, aber seien wir froh, daß es vorbei ist!
Mehr noch stört mich Dein Fürst. Warum mußt Du einen sich in
einer heiklen Situation sehr nett benehmenden Menschen in eine
Kaste versetzen, in welcher Roheit die Regel, sittlicher Takt unbe-
kannt ist? Und wie unangenehm wird einem die Frau, die sich
15 von so einem hofieren läßt! Aber dies alles mündlich. Könnte ich
nichtnächsteWocheeinmalVormittagaufeinpaarStundenzuDir
kommen? An Abenden macht sichs zu schwer. Grüß Deine Frau
herzlichst! H.
811.TagebuchvonSchnitzler,20.9.1905,Auszug
BriefvonBahr,demdasStück, trotzdemereseine»reizendeKom.«
nennt, nicht zu gefallen scheint.– Auch ich habe kein rechtes Ver-
hältnisdazu.–DasConstructive liegtzuklarzuTage.–
812.SchnitzleranBahr,21.9.1905
21.9.905
lieberHermann,
alles zugegeben, und das Epitheton reizend als allzu freundlich
empfunden:nurdenFürstengebichdirnichtsoohneweiterespreis.
5 Ich weiss zu gut, dss diese Art, von der ich einen zu schildern ver-
sucht, nicht die Regel ist – aber gerade dss er eine Ausnahme unter
denen seines Standes ist, bildet füriCaeciliewahrscheinlich einen
Charme mehr. Ich hatte früher ein paar Stellen im Dialog, die ich
als überdeutlich eliminirte, und in denen auf den tiefen Wesensun-
10 terschied zwischen Menschen à laAmadeusund solchen à laSigis-
mund eingegangen wird und dieses »Anderssein« udesSigism.u als
Motiv fürCaeciliensHinüberschwankentverwendetausgesprochenu
wurde.–
zurück zum
Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916