Seite - 404 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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404 juni 1908
tet er, wie in Frau Berta Ga[r]lan, im »einsamen Weg«. Als ob in
dasunruhigeGehirneinesabgequältenfertigenMenschenhineindie
WeiseeinesSchubertliedsklingenwürde.
Das Zusammenklingen aller östreichischen Töne.i Ob Sie solche
10 Augenblickekennen,womanJemanden,denmanseit Jahrenkennt,
plötzlich deutlicher, schärfer als je und in einer fast unheimlichen
Nähezu sehenglaubt?
–
Er hat mir geantwortet mit »Ruf des Lebens«. Und jetzt mit dem
15 »WeginsFreie«.Erwiederholtsichimmerundwiederholtsichdoch
nie.DievolleSommersonnescheintindiesemRoman.Erstrebt,nun
auch im Großen jene Meisterschaft zu erreichen, die er im Kleinen
hat.i
Zagen. Brahm über Schn: Beliebt, Werke nicht. |Engländer.| An
20 ÖstreichernempfindetderDeutschedasAbweichendenichtalscha-
racteristische Besonderheit, sondern als Fehler. Immer Lust, von
Östreichzu erzälen.
AusgeschiedenausderdeutschengeistigenEntwicklung.Bildgwird
Luxus Auserwälter. Dies sucht man gut zu machen u. nachzu-
25 holen durch importierte Bildung. Endlich Bildg aus dem eigenen
Wesen erwachsen zu lassen. Drei Beispiele: Olbrich. Hugo Wolf.
Schnitzler.i
DieseganzenpolitischenKämpfeumeigeneBildung.
Olbrichderjenige,demdieeigeneArtetwasselbstverständliches ist.
30 Wolf,derHasser.
Schnitzler, mit der großen Sehnsucht nach dem neuen Östreich,
gedämpft durch eine wehmütige Liebe und Zärtlichkeit für das alte.
Schnitzlers Herkunft aus einer angesehenen Familie. Beziehg zum
Burgtheater.PapaeuropäischerLiberalismus.DerSkeptizismusder
35 Ärzte. Ergebnis:Anatolstimmung.Als ich1891nachWienkam.i
Schn. damals einer von jenen angenehmen Ärzten, die selten durch
Patienten gestört wurden. Unser Kreis, mit Culturgier, Sehnsucht
gute Europäer zu sein, dabei doch unbefriedigt, blos Empfänger
Ibsens oder Nietzsches u. der Franzosen zu sein, endlich gewahr:
40 daßwirzugutenEuropäernnurwerdenkönntenvonunsselbstaus.
Cigaretten.AufgeregteStille.VerteilgundEntdeckgÖstreichs.
Haus mit den zwei Türen – Daher: u1)uSpott 2) Sentimentalität, ×-
××××Gerechtigkeit,diemanchmalzurNeiggwird,zuresignieren.i
Während die anderen jeder von diesem Verhältnis ihrer Generation
45 zumaltenÖstreichnureineSeitedarstellen,Schnitzlerrundherum,
alleTöne:Sehnsucht(nurselbstzusein)u.darumErbitterunggegen
dasalte starreÖstreichebensowieRührgüberdieses.
Anatol, Tonvon1890
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
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- 1894 64
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- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
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- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
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- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
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- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916