Seite - 466 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Bild der Seite - 466 -
Text der Seite - 466 -
466 april 1912
65 im Burgtheater gar nicht aufgeführt werden«. Er gibt bestehende
Schwierigkeiten zu, verbürgt sich aber dafür, sie zu überwinden.
Vor der Aufführung des Stückes, Oktober 95, tscheinendrohenu auf
kurze Zeit neue Schwierigkeiten durch die Sandrock zu entstehen
und Burckhard sagt: »Ja natürlich, wenn sie auf der Probe einen
70 Skandalmacht,könnenwir’snichtspielen.«AberdieLeseprobeund
alles übrigeverläuftglatt.i
Kurze Zeit nach der Première erzählt mir Burckhard, der Kaiser
habe sich zum Maler Horowitz geäussert: »Ich habe mich gewun-
dert Sie neulich mit Ihrer Tochter bei der ›Liebelei‹ zu sehen. Ich
75 begreifeüberhauptnicht,dassmansoeinStück imBurgtheaterauf-
führt«. Diese Stimmung des Kaisers kam daher, dass Frau Schratt,
udieudie Schlager-Mizzi spielen wollte und daher gegen das Stück
intriguierte.i
»Freiwild« gab ich Burckhard zum lesen, natürlich wusste ich, dass
80 es im Burgtheater nicht aufgeführt werden konnte. Er war mit dem
Stück sehr einverstanden, nur wünschte er, dass Paul Röning den
Offizier Karinski und nicht dieser den Paul am Schluss des Stückes
niederknalle.
Kurz vorher, in Pötzleinsdorf auf einer Soiree bei Mauthners hatte
85 er mit mir über die feindselige Stellung mancher Leute gegenüber
AnatolundLiebeleigesprochenundgesagt:»SchreibenS’dochein-
maletwasganzanderesundschlagenS’denLeutendenSäbelausder
Hand.«IndiesemSinnhatte ihnFreiwildsehrangenehmberührt.
[»]›Anatol‹ möcht ich gern aufführen, Sie müssten den Anatol spie-
90 len,derBahr denMax,unddieSandrockalle siebenFrauenollen«.
Ende 97 kam seine Stellung als Diirektor ins Schwanken. Er erkun-
digte sich lebhaft nach meinem neuen Stück, das ich eben beendet
hatte, das »Vermächtnis«, wollte es sich gleich vorlesen lassen, und
ich hatte den Eindruck, als wenn er einetnmu starken Theatererfolg
95 dieKraftzutrauteseineStellungwiederzubefestigen.Ichlasihmdas
Stück in meiner Wohnung vor, es gefiel ihm, er sprach gleich über
die Besetzung und insbesondere wurde Hartmann für den Losatti
in Aussicht genommen. Aber ehe noch offiziell etwas entschieden
warerfolgtederBurckhard’sSturz.InderZeitderKrisetraf ichihn
100 einmal bei Benedikt’s und auf eine leise fragende Anspielung mei-
nerseitskehrteerzumerstenundeinzigenMal, alle[r]dings ineiner
sehr höflichen Form, den Beamten hervor, der nicht in der Lage sei
Auskunftzuerteilenoderdergleichen.i
GleichnachseinemScheidenausdemAmtschrieb ich ihmausmei-
105 ner Sympathie heraus einen Brief, den er ebenso herzlich erwiderte
und unsere freundschaftlichen Beziehungen, ohne dass sie je den
zurück zum
Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916