Seite - 467 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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april 1912 467
Charakter einer besonderen Intimität annahmen, befestigten sich
vonJahr zuJahr.i
Lebhaften Anteil nahm er an der »Leutnant Gustl«-Affaire. Als die
110 erste Vorladung der Militärbehörde an mich gelangte, besprach ich
mit ihm was zu tun wäre. Er war es hauptsächlich, der mir wider-
riet mich persönlich dem Ehrengericht vorzustellen; da ich dort in
UniformerscheinenmüssteunddieVerhandlungenüberdiesgeheim
seien,wäreicheventuellauchwillkürlichenMassnahmenausgesetzt.
115 Er hielt überdies damals, da er den österreichischen Behörden nun
einmal nicht traute, eine zwangsweise Vorführung nicht für ganz
ausgeschlossen, jaselbsteineHausdurchsuchungundübernahmfür
einigeZeit wichtigePapierevonmir ineigeneVerwahrung.i
Ein Kaffeehausgespräch, das wohl nach der »Liebelei« stattgefun-
120 den haben könnte. Er erzählte von gewissen Jugendstimmungen, in
denen er überzeugt war, dass er weder krank werden oder gar ster-
ben könnte. Ich glaube, es klang zu jener Zeit noch manches von
jener Stimmung in ihm nach, wenn auch schon, wie ich von Bahr
erfuhr, Perioden von schwersten hypochondrisch-melancholischen
125 Depressionen dazwischen gelegen waren, doch war der Eindruck
jenesGesprächesimArkadencafésostark,dassessichmirirgendwie
als Ausgangspunkt oder als Mittelszene für einen Roman krystalli-
sierenwollte.i
Im Jahre 94 tfahreradleu ich mit Salten an einem schönen Sommer-
130 nachmittaggegenWeidling-Bach.×radeEinFussgängermitLoden-
hut, jung und einsam, kommt uns entgegen, es ist Burckhard, wir
plaudern, er äussert sichziemlichabfälligüberdasRadfahren.
Im Jahr darauf bin ich mit Salten auf einer Radtour von Salzburg
gegenInnsbruck.IrgendwoanderGrenzegegenMittagkommtuns
135 einRadlerentgegen, sehrbedenklichaussehend,ohneKravatte,mit
Zugschuhen,einenDolchimGürtel,dieLandkarteaufgeschnallt,es
ist Burckhard, der um drei Uhr Morgens von Innsbruck weggefah-
ren istundnochvorMittag inSalzburganzukommengedenkt.i
Im Jahre 1901 Begegnung in Rom. Ich treffe ihn im Vatikan in
140 blauen Radlkostüm. Manchmal speisen wir zusammen. Auch Was-
sermann und Frau sind ein oder das andere Mal dabei. Burckhard
begnügt sichmeistmitOrangenundArtischoken.
Bald nachdem er sein Haus in St. Gilgen bezieht, etwa Herbst
1905 (?) besuchen wir ihn dort. Ebenso im Winter desselben Jahres.
145 RodelnhinterseinemHaus.SeineKlagen,damalszumTeiloffenbar
hypochondrischer Natur, Professor Ortner habe ihm grosse Angst
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
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- 1916 502
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- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
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- 1923 570
- 1924 583
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- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916