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AlseinGeniusodereinGespenstmüsseihnendiePoesiegegenüber-
treten, setzt er nochhinzu.
Und der ganz alte Goethe spricht Eckermann gegenüber aus, er
350 seheeinebarbarischeZeitheraufkommen.DennwasseidieBarbarei
anderes, alsdaßdieLeutedasVortrefflichenichtanerkennen ...
Nun, daß sie inkommodiert werden, sich ihrer platten Behaglich-
keitnichtgarzusehrerfreuendürfen,darüberwachtumdieWende
des Jahrhunderts in Wien Hermann Bahr. Die helle Wut packt ihn,
355 wenndieMengenichtsanderesmehrsehenwillals seichtenZeitver-
treib,ZerstreuungundEntspannungfürmatteHirnesuchtnachder
Mühsal des Erwerbs. Letzter und tiefster Ernst ist ihm die Kunst –
derinnersteheiligeRaum,indemderMenschsichselbstgegenüber-
tritt und sich so rein begegnet, wie ihn die Hand der Gottheit in
360 die Welti gestellt hat. Er ist da angelangt, wo er vom Künstler wie
von Empfangenden das gleiche Verhalten dem Sittlichen gegenüber
fordernmuß.EinKünstlerkann, inseinemSinn,nureiner sein,der
sich fähig fühlt, den Menschen Glück zu bringen, indem er ihnen
hilft, schönerundbesserzuwerden.»WennnunaberdasVerhältnis
365 derMenschenzurKunstsoentartet ist,daßsieganzverlernthaben,
das Kunstwerk auf sich selbst zu beziehen und es in ihr Sein und
Tun aufzunehmen, dann ist in solcher Zeit der Künstler um seine
Kunstbetrogen.WenndasKunstwerkseineneigentlichenSinn,dem
LebeneinBeispielzugeben,verliert,dannbleibtdemKünstler,eben
370 umeinKünstlerzusein,nichtsübrig,alsdiesesBeispielunmittelbar
durch sein Leben zu geben. Denn dem Künstler ist sein Kunstwerk
nursovielwert,wiedavonimSeinundTunderMenschenlebendig
wird. Hat das Kunstwerk in unserer Zeit diese Kraft nicht mehr, so
wird sich der Künstler ein anderes Mittel suchen müssen: die Rede
375 vonMannzuMann,dieWirkungdurchseine lebendigeGegenwart
oder aber in seiner höchsten Not irgend eine die Menschheit auf-
schreckende Tat, wie es Tolstois Flucht und sein erhabener Tod
war.«
Wer Maßstäbe aufstellt, muß das Äußerste auch von sich selbst for-
380 dern.»Sindwirnichtsanderes, sosindwirdocheinBeispiel«,heißt
esbei Schnitzler.
Im»DialogvomMarsyas«kommtderMeisternachweitemUmweg
aufdasrechteGleichgewichtderDingezwischenKunstundLeben.
»AmEndekommt’sdochimmernurdaraufan«, sagter,»daßEiner
385 wisse, welche Hitze er vertragen kann.« Goethe habe gewußt, daß
ihn der tragische Grad zerstören würde. »Darum hat er sich enthal-
ten, instinktiv gewarnt, wie denn die Natur uns immer ein Zeichen
gibt,wennsiesichbedrohtfühlt.EinsolchesSignal istdieGrimasse,
diedenMenschen,dasVolkverzerrt,wennsiesichzuWerkenoder
390 Taten,welche ihnennichtgemäßsind,übernehmenwollen.Seht ihr
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916