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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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622 1962 imi Heute und nur voll Sehnsucht nach dem Morgen. Das ist die Gebärde seines Landes nicht, jenes Österreich, das dämmernd ruht, in sich geschlossen, rund in sich zurückgebogen, willenlos seine stummen Kräfte treibend, gelassen wie die Natur selbst und grau- 525 samachtlosauchwiesie,wennedleFruchtzugrundegeht. Der heilige Zorn, die aufgereckte Faust, die dieser rebellierende Patriot herausfordern will, sind seiner Heimat Geste nicht. Weltli- cheMacht istnicht ihr letztesZiel,dennallenGlanzundReichtum hat sie längst besessen, schon ausgekostet seine fragwürdige Ver- 530 gänglichkeit; in ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, ist Öster- reichhineingeraten. In diesem Gleichmaß des Beruhens und Beharrens meint freilich jederzu ersticken,derausdemWillenundBewußtsein lebt. Und wo denn sonst als in dem immer gärend bewegten, stürmisch 535 jungen, zukunftsträchtigen Deutschland, kann Bahr zu finden hof- fen, wonach es ihn verlangt?! Aus früher Jugend schon berichtet er von dieser Sehnsucht nach Deutschland. Im Jahre 1883, als Richard Wagner starb, hatte er im Trauerkommers der Wiener Studenten- schaft eine Rede zu halten; und die wirkte in ihrem Bekenntnis zu 540 Deutschland so stark, daß er schon vierzehn Tage später relegiert wurde.SogingerdamalsnacheinemUmwegwüsterRauf-undSauf- zeit inCzernowitznachBerlin. Es kam der siebzigste Geburtstag Bismarcks, und Bahr sollte im Namen der deutschen Studentenschaft Österreichs dem vergötter- 545 tenKanzlereineRedeüberreichen. »Sie war kräftig abgefaßt, unsere Hoffnungen, Wünsche und Welt- verbesserungen keineswegs verhehlend. Ich freute mich sehr und malte mir schon den großen Augenblick aus, wo der Fürst von mir dieDeutschenÖsterreichs inEmpfangnehmensollte.« 550 Erwirdzunächstgarnichtvorgelassen,mannimmtihmdieAdresse nurhöflichdankendab,esbleibt ihmalsovorläufignichtsübrigals seinerWegezugehen;abererdringtdarauf,vomKanzlerselbstemp- fangen zu werden. Einige Tage später wird er ins Palais beschieden, und der Fürst läßt ihm durch seinen Rat von Rottenburg danken. 555 WelcheEnttäuschung!Undwasmußerhören?Bismarckfreuesich, die Wiener Studenten so gut deutschgesinnt zu wissen, sie könnten es aber nicht besser beweisen, als wenn sie ihre ganze Kraft einsetz- ten, um Österreich stark zu machen. Deutschland rechne auf diese Jugend, es brauche sie – aber in Österreich. Ein mächtiges Öster- 560 reich sei Deutschland unentbehrlich. Das alles war in kühlem Ton sogleichsam nebenhingesagt.i Schweigsamundbetretensaßnunder jungeMenschda;diekühnen Worte, mit denen er erfüllt war, in sich verschließend. Und als er nur noch stammeln kann, ob seinen Kameraden damit nicht doch
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Titel
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Untertitel
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Herausgeber
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Abmessungen
14.6 x 23.4 cm
Seiten
1010
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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