Seite - 829 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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geschaffen wurde.40 Nachdem sich die Zeitschrift von Brünn gelöst
hatte und nach Wien übersiedelt war, folgte hier wiederum im Juli
1891dieGründungeiner WienerFreienBühne.
Der Theatergründung vorangegangen war eine ›offizielle‹ Aner-
kennung Ibsens, indem am 11.4.1891 Die Kronprätendenten am
Hofburgtheater gegeben wurde. Der Direktor, der eine Erneue-
rung des verstaubten Spielplans eingeleitet hatte und es auf den
Spielplan hob,41 war der seit wenigen Monaten amtierende Verwal-
tungsjurist Max Burckhard.42 Ein Bankett, das Kafka und Joachim
zwei Wochen nach dem ersten Heft des Relaunches und unmittel-
bar nach der Premiere veranstalteten, markiert den Übergang, aus
den gemeinsam bei der Modernen Dichtung/Modernen Rundschau
veröffentlichenden Autoren eine öffentliche Gruppe zu machen.43
Während Bahr im Selbstbildnis verklärend meinte, Ibsen hätte eine
»Feuertaufe« vorgenommen,44 kommentierte Schnitzler den Grün-
dungsmoment ›Jung-Wiens‹ lakonisch: »Heute Ibsenbankett. Stim-
mungslos.–Diese Journalisten!«45
Bahrnahmdarangarnichtteil,erwarerstinAnreiseausRussland,
wohinervonBerlinausdieSchauspieltruppevonEmanuelReicher
begleitet hatte.46 Seine Ankunft in Wien im April 1891 gestaltete
er literarisch aus, als er in seinem ersten Aufsatz über Hofmanns-
thalschreibt,erhätteinderModernenRundschau(erschienenMitte
April)dessenRezensionüberseineigenesStückDieMuttergelesen
und sich dann – sofort nach Eintreffen – auf die Suche nach dem
Verfasser gemacht, um zuletzt von einem Siebzehnjährigen im Kaf-
feehausüberraschtzu werden:
Schwesterprojekt der Freien Bühne in Berlin, sondern Kafka verhandelte im
Sommer1890mitS.FischerüberdieZusammenführung.UndalsdieWienerZeit-
schrift im Folgejahr eingestellt wurde, ernannte man im letzten Heft die Berliner
Zeitschrift zur Erbin und Fortführerin. Bahrs bedeutende Rolle in der Frühzeit
beider Hefte beweist sein Gespür, sich an Knotenpunkte neuer Strömungen zu
setzen. (Zur Rolle bei der Freien Bühne vgl. Gerd-Hermann Susen: »Das Alte
kracht inallenFugen!«HermannBahrunddieFreieBühnefürmodernesLeben.
In:H.B. ÖKeA39–54.)
40 Vgl.Kafka an Bahr,19.7.1889, TMW,AM19304Ba.
41 Zuvor hatteer Ein Volksfeind aufführen lassen (Premiere23.10.1890).
42 Für einen Hinweis auf die Verzahnung zwischen Burgtheater und Wiener Freier
Bühnevgl.▷464.
43 AlsklaresAufbegehrenderJungengegendieAltenbeschreibtesBurckhard(Max
Burckhard: Begegnungen mit Ibsen. In: Neue Freie Presse, Nr.15007, 3.6.1906,
S.12–13).
44 H.B.:Selbstbildnis.Berlin: S.Fischer 1923,S.277.
45 Tb 18.4.1891.
46 Zu Bahrs Versuch, das zu verheimlichen, vgl. Martin Anton Müller: Das Selbst-
bildnisalsQuelle. In:H.B. ÖKeA165–184,hier:S.170.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
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