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mit dem »Waidhofener Prinzip« Juden für »satisfaktionsunfähig«
erklärt. Auf Felix Salten dürfte es gleichfalls Eindruck gemacht
haben, er wählt Bahr im Mai zum Sekundanten. Dass insgesamt
nur zwei Duelle innerhalb der hier präsentierten Dokumente vor-
kommen und diese innerhalb von wenigen Wochen, dürfte auf
eine angespannte Zeit verweisen. Implizit lässt sich aus einem Brief
SaltensanBahrauchdieZustimmungSchnitzlerszudemDuellher-
auslesen, genauso wie er die berühmte Ohrfeige Saltens für Karl
Krausbefürwortet.
Diese ›Watsche‹ wiederum stellt eine Folge des Erscheinens von
Die demolirte Literatur in der Wiener Rundschau dar, mit der
Kraus im Dezember desselben Jahres den endgültigen Bruch mit
den modernen Autoren der Stadt vollzieht. Als Bahr den ob der
NachbarschaftseinerGedichtezurDemolirtenLiteraturverzweifel-
tenHofmannsthalauffordert,einBündnisgegenKrausaufzustellen,
wiegelt dieser ab, nicht zuletzt, weil sich Schnitzler nie für eine
Gruppehergebenwürde.Aberauchso nimmteineGruppeGestalt
an: durch Feinde von außen und Bündnissuche innen. Zugleich
bestätigt Bahrs Vorschlag des Ostrakismos gegen Kraus jene Vor-
urteile,diegegen ihnbestehen.
NachdemBahrbereitseineAllianzmitBurckhardunddamitdem
Burgtheater geschmiedet hat, tritt er bei der Aussprache im Jänner
alsEmissärdesRaimund-Theatersauf.IndenfolgendenJahrenwird
er auch für das Deutsche Volkstheater als solcher auftreten. Diese
Rolle als Vernetzer, der versucht, strategische Punkte zu besetzen,
um Macht ausüben und Posten vergeben zu können, ist dabei stets
zweischneidig.EinTheaterkritiker,dervondenTheaterninszeniert
wird, die er bespricht, und möglicherweise diesen Theatern auch
nochAutorinnenundAutorensowieSchauspielerinnenundSchau-
spieler verschafft, gibt, auch ohne seine Macht zu missbrauchen,
keingutes Bildab.
Neben dem Betrieb und seinen Niederungen sind es Urauffüh-
rungenundPremieren,die für BahrundSchnitzlerdas Jahrprägen:
Beide sind nun als Theaterautoren präsent, und man gratuliert sich
gegenseitig. Wie sehr sich die Bereiche verzahnen, lässt sich an den
Ereignissen im Dezember gut zeigen. Bahr forderte das ganze Jahr
übervonSchnitzlerBeiträgefürdieZeit,besondersaneinerAuswer-
tung von dessen Reise nach Dänemark und Schweden im Sommer
mit Besuch bei Georg Brandes und Peter Nansen ist er interessiert.
Stattdessen verlegte Schnitzler nach seiner Rückkehr den Schau-
platz der im Vorjahr liegengebliebenen Novellette Der Weise in
den dänischen Badeort Skodsborg und reicht sie zum Jahresende
mit dem endgültigen Titel Die Frau des Weisen ein. Zur gleichen
Zeit lässt Bahr sein Schauspiel Das Tschaperl als Manuskript dru-
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
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- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
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- 1902 222
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916