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Schnitzlers Das Freiwild dar, das Bahr in einer Besprechung von
Burckhards ’sKatherl trifft.DiesesseinäheraneinemStück,wiees
zu sein habe, als etwa sein eigenes Tschaperl oder das neue Schnitz-
lers. Problematisch daran ist, dass Bahr ebenjenes noch gar nicht
gelesenhatte.
Bahrs wiederkehrendes Thema in seiner Theaterkritik ist die
Hoffnung auf ein neues Stück, das in der Lage ist, nicht nur die
Schilderung der Gegenwart, sondern die Gegenwart selbst in die
Bühnenpraxiszuübersetzen.DassdasauchimFreundeskreisaufge-
griffenwurde, lässtsichaneinemBriefHofmannsthals,mutmaßlich
vom 17.10., erkennen, in dem dieser, wie auf Bahrs Liebelei-Kritik
replizierend(▷112),seineStückeDieFrauimFensterundDieHoch-
zeit der Sobeide näher am Dramatischen als die Schnitzlers und der
anderenbeschreibt (▷153).61
AuchabseitsderLesungimFrühjahrgibtesMomentederZusam-
menarbeit zwischen Bahr und Schnitzler. Der eine stellt die Förde-
rung von Elsa Plessner dar, die mit Empfehlungsschreiben Schnitz-
lers inderZeit ihrenEinstandgibt (und innerhalbwenigerWochen
vomHochgefühl,gedrucktzuwerden,zumTiefwillkürlichenLek-
toratssinkt).UndEndedesJahres,unmittelbarnachErscheinendes
Erstdrucks von Die Toten schweigen im Oktober-Heft der interna-
tionalenZeitschriftCosmopolisbittetBahrumdieLeseerlaubnisfür
denzweitenTeil seinerVortragsreihe–ersprichtvonConférence–
zuNeuerscheinungenderLiteratur.
Der sich hier erstmals einstellende inhaltliche Austausch – zur
Rolle eines Vortragenden und seinen Möglichkeiten der Gestal-
tung – zeigt Schnitzler mit klaren Ansichten und Bahr umgänglich.
Schnitzler spricht sich gegen jede Kürzung aus, Bahr verspricht,
sich daran zu halten. Das Eigenwillige und für Bahr Typische am
Versprechen ist, dass er es zwar gehalten haben dürfte, aber im
überlieferten Exemplar der im Folgejahr erschienenen Novelletten-
sammlungDieFraudesWeisen, dasvonBahr fürweitereLesungen
des Textes zumindest bis 1908 verwendet wurde, sind genau jene
Streichungendurchgeführt,die sichSchnitzlerverbetenhatte.62
Seine Lesungen bestanden neben eigenen und fremden Texten
stets auch aus allgemeinen Ausführungen, in denen er in den Neun-
61 Eine Verbindung der Kritik am Freiwild mit dieser Aussage findet sich in einem
InterviewmitBahr:»VonderWienerSchuleistHugov.Hoffmannsthaleinwirk-
lich großer Dichter, während Schnitzler und ich ja ganz nette Theatermenschen
sind.« (Revel: Hermann Bahr über Paul Schlenther. Ein Interview. In: Berliner
Tageblatt, Jg.27,Nr.579,14.11.1898,Montags-Ausgabe,S.2)
62 ArthurSchnitzler:DieFraudesWeisen.Novelletten.Berlin:S.Fischer1898,Uni-
versitätsbibliothekSalzburg, Signatur38.838I.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
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- 1894 64
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- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
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