Seite - 843 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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nachwort 843
1899
Der geplante Abdruck der Gefährtin in der Zeit führt im März
zu einer schriftlich geführten Auseinandersetzung, die, weil genau
genommen beide Seiten unrecht haben, sich zur Charakterisierung
eignet. Schnitzler behauptet, das Stück erst nach der Uraufführung
fürdenDruckfreigebenzuwollen(hatteabergeschrieben,es›davor‹
nicht gedruckt sehen zu wollen, ▷165), Bahr will das Stück spä-
testens zeitgleich mit der Uraufführung bringen und lehnt einen
verzögerten Abdruck ab. Es bleibt die letzte Auseinandersetzung
der beiden bezüglich der Zeit, und sie leitet eine längere Phase der
Stille ein. Im Juli kündigt Bahr bei der Wochenschrift. Ab Oktober
verfasst er Theaterbesprechungen und Feuilletons für den Steyrer-
mühl-Konzern, der das Neue Wiener Tagblatt und die Österreichi-
scheVolks-Zeitungherausgibt.Am1.10.gibter seinenEinstand im
NeuenWienerTagblattmitdemFeuilletonDieEntdeckungderPro-
vinz, was sich als programmatischer Wechsel verstehen lässt, eine
Hinwendung zur Kunst außerhalb der Stadt. Die Autoren Wiens
fühlen sich abgetan, Schnitzler kommentiert gegenüber Hofmanns-
thal:»EristgewißnichtnureinAff,sondernaucheinboshafterAff.«
(▷172)
Dem programmatischen Artikel entspricht auch eine Verände-
runginBahrsLeben.Seit1899 lässter sichanderPeripherieWiens,
in Ober Sankt Veit durch Joseph Maria Olbrich, den Architekten
des Sezessionsgebäudes, eine Villa er- und einrichten. Womöglich
hätteesSchnitzlerandiesemZeitpunktüberrascht,zuerfahren,dass
auchseinRelief fürdenSalonvorgesehenwar (▷171).
Illustriert bei Bahr der Hausbau den bisherigen Erfolg, so kann
SchnitzleraufeinekünstlerischeAnerkennungverweisen:Am27.3.
erhält er den Bauernfeldpreis. Ein Urteil anlässlich des Preises trifft
ihn so tief, dass er es aufbewahrt und später sogar abtippen lässt.
Inhalt:ErhätteallesnurdurchBahrunddessenAnhängergeschafft.
Auch in der Ablehnung durch Schnitzler lässt sich darin noch eine
Verortung hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung Bahrs und
Schnitzlers als Team erkennen.64 Eine weitere Art, wie sich diese
Nähe in den Köpfen festgesetzt hat, manifestiert sich nach Bahrs
Kündigung bei der Zeit. Schnitzler hatte bereits im Februar 1896
unter der Hand das Angebot bekommen, die Theaterkritiken über
64 Ein Schlüsselroman von Adolf Dessauer, der 1899 ohne Autornennung bei Carl
Konegen erschien und Bahr (»Raske«) und Schnitzler (»Lohm«) porträtierte,
belegtzusätzlich,wiefestdiebeidenbereitszum›Inventar‹öffentlichenInteresses
gehörten ([O. V.:] Götzendienst. Wiener Gesellschaftsbild. Wien: Carl Konegen,
1899).
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
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- 1894 64
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- 1899 167
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- 1902 222
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