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850 anhang
derEntfremdungsein,sofälltesauf,dassauchzwischenHofmanns-
thalund Schnitzler der überlieferteKontaktdeutlich loser wird.74
Das ganze Jahr über zeigt sich die Freundschaft zwischen
Schnitzler und Bahr als gut, freundschaftlich und inspirierend. Das
weistsich,wennmanmanverfolgt,wiegenauerdenEinsamenWeg
inMarbachstudiertundTrebitschausBerlinvonderUraufführung
Bericht erstatten lässt. (Aber dass Schnitzler als Theateragent für
ihn tätig wird, verbittet er sich.) Bahrs Bewunderung für das Stück
ist echt, auch wenn er manche Bedenken hat. Seine Identifikation
mit Fichtner geht so weit, dass er im Herbst überlegt, ihn auf einer
Bühne zu spielen (▷325). Die Besprechung des Puppenspielers vom
13.12. findet Schnitzler falsch. Aber diese inhaltlichen Differenzen
zeigen erstdengutenUmgangston,dendiebeidengefundenhaben.
BeiSchnitzler,dervielegemütlicheTreffen,häufigimBeiseinvon
Olga, imTagebuchvermerkt,reichendieSpurenBahrsbisinsWerk.
Drei Tage nachdem er am 25.9.1904 mit ihm und Hofmannsthal
einerprivatenLesungdesGrafenvonCharolaisvonBeer-Hofmann
beigewohnthat, istdieÜberarbeitungvonZumgroßenWurstel für
das Abschreiben fertig. Der burleske Einakter war 1901 einmal auf-
geführt worden, in der Überarbeitung stellt er der Figur des Todes
der ersten Fassung (CUL, A 87) die Hauptfiguren aus Bahrs Der
Meister und aus Der Graf von Charolais zur Seite. (Der »Tod«
wird damit Hofmannsthals Der Tor und der Tod zugeordnet.) In
Aufnahme der fünften Szene des dritten Akts von Der Meister, in
der Bahr mit Hilfe seines Protagonisten Duhr dem Publikum den
Begriff»Wurstl«erklärt,darfinSchnitzlersBurleskediesernunzum
Dichter zärtlich das titelgebende»Wurstl« sagen.
Neben dem Wurstel ist Bahrs Rolle als Impulsgeber für das
Fragment gebliebene Theaterstück Das Wort bedeutsam. Am 6.8.
erzählt er Schnitzler die Anekdote, der zufolge Lina Loos, die
Frau des Architekten, bei einer Sitzung zur Förderung Peter Alten-
bergsgeforderthätte,mansollediesensterbenlassen.Darausbastelt
Schnitzler eine erste Stoffnotiz für das »Literatenstück«. Ende des
Monats erschießt sich der noch nicht zwanzigjährige Heinz Lang
– Sohn von Bahrs Studienfreund Edmund Lang und der Frauen-
rechtlerin Marie Lang – in Kidderminster, weil Lina Loos nicht
mit ihm durchgebrannt war. Bahr dürfte davon von Tini Senders
gehört haben (▷382), und es ist anzunehmen, dass er es bei einem
derhäufigenTreffenauchSchnitzlererzählte.Dieser führtediebei-
74 Vgl.ElsbethDangel:»Halbzufällig,halbabsichtlich«.DieInszenierungvonBrü-
chen in Hofmannsthals Briefwechseln. In: Hofmannsthal Jahrbuch, Jg.17, 2009,
S.147–170.
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Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
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- 1894 64
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- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
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- 1901 192
- 1902 222
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