Seite - 858 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Bild der Seite - 858 -
Text der Seite - 858 -
858 anhang
benötige, um mit der deutschen Weltkultur mithalten zu können.
Charakterlich bezeichnend: Während Schnitzler die Wut darüber
anzumerken ist, kennen wir keine Reaktion von Bahr. Überhaupt
weisenzudieserZeitausschließlichdieAufzeichnungenSchnitzlers
eine fortdauerndeWahrnehmungdesanderennach.
Bahr,dernunmitpolitischenVorträgentourt,spielt1917mitdem
Gedanken, anlässlich zweier Auftritte in Wien, Schnitzler aufzusu-
chen. Die Veranstaltungen werden – wegen Kohlennot – abgesagt,
und während Schnitzler zufällig auf Anna Bahr-Mildenburg trifft
und mit ihr eine halbe Stunde spricht, findet ansonsten kein pri-
vates Treffen statt. (Zu diesem Anlass erklärte sie, sie halte Bahrs
Katholizismus für einen »Übergang«,▷508.) Bei der Wiederholung
Ende April ist ebenfalls kein Treffen anzunehmen. Als Schnitzler
im Tagebuch festhält, dass Gerty Hofmannsthal die Rede im Pius-
verein überzeugend fand, drückt er seine Zweifel durch zusätzliche
Anführungszeichenaus:»›überzeugend‹« (▷508).
1918
Im Frühjahr 1914 waren Olga und Arthur Schnitzler in Salzburg
ohne Bahr anzutreffen. So sind es fünf Jahre seit dem letzten nach-
weisbaren Zusammentreffen, als sie sich im Herbst 1918 wieder
einige Male begegnen. Den Rahmen bildet die Ernennung Bahrs
zum 1. Dramaturgen des k. u. k. Hofburgtheaters, der unter dem
Intendanten Leopold Andrian das Programm bestimmen soll. Die
dazu notwendigen Verschiebungen sind immens. Zentral: der an
die Macht gekommene Kaiser Karl, der von aussichtslosem Pos-
tenversucht,Österreich-Ungarnzuretten,unddabeiauchgewagte
Entscheidungen trifft. Zehn Jahre zuvor, als Bahr sein Wien-Buch
publizierte, dürfte eine Order bestanden haben, dass Bahr nicht im
Burgtheater gespielt werden darf. Nun bewegte er sich in zugleich
klerikalen wie monarchistischen Kreisen und besaß den Segen des
KardinalsPiffl.
Während Hugo von Hofmannsthal sich Hoffnungen macht, mit
Andrian und Bahr seien Vertreter Jung-Wiens an die Schnittstellen
der österreichischen Kulturinstitution gelangt – und dementspre-
chend enttäuscht wird –, ist Schnitzler von Anfang an pessimisti-
scher eingestellt. Aber dass er Die Schwestern zurückbekommt –
mit Strichen von Andrian oder Bahr –, die alle ›pikanten‹ Stellen
ausweisen, weswegen eine Aufführung sicher nicht stattfinde, das
kommt auch für ihn unerwartet. Als ihm zudem das erworbene
Recht, alle Generalproben zu besuchen, beschnitten werden soll
(und dies dazu noch per Mittelsmann ausgerichtet wird), reagiert
zurück zum
Buch Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Titel
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Untertitel
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Herausgeber
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Verlag
- Wallstein Verlag
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Abmessungen
- 14.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 1010
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916