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und Gesellschaft gleichermaßen einbeziehen. Dies ist schwierig, weil die Digitalisie-
rung international, die Rechtsordnungen aber national sind. Denkbar sind innerhalb
von global agierenden Gremien abgestimmte Konventionen und Standards, die
einen Rahmen zum Umgang mit der Digitalisierung vorgeben und die nationalen
Regulierungsbemühungen flankieren.
Das Ziel, sich international auf gemeinsame Richtlinien zu verständigen, würde große
Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft unter Einbindung der glo-
bal agierenden Konzerne erfordern. Erste Schritte in diese Richtung sind im Rahmen
der EU-Digitalcharta (vgl. ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius) zu beobachten. Mit
diesem Vorstoß, digitale Grundrechte zu formulieren, versucht die EU, ihren Bürgern
Sicherheit im digitalen Zeitalter zu geben. Auch die Sphären, in denen Social Bots
agieren, berührt die Charta implizit, beispielsweise im Kontext von künstlicher Intel-
ligenz oder Datenschutz und Datensouveränität.
Medien- und informationstechnische Kompetenz in Zeiten von Social Bots und
vorgetäuschten Nachrichten stärken
Für einen souveränen Umgang mit Propaganda oder Falschmeldungen ist es ent-
scheidend, die Qualität und Zuverlässigkeit von Quellen zu kennen und über Grund-
kenntnisse informationstechnischer Zusammenhänge zu verfügen. Kinder, Jugend-
liche und Erwachsene sollten in ihrer Medienkompetenz im Sinne einer Digital Liter-
acy gestärkt werden. Ein grundlegendes Verständnis informationstechnischer
Funktionsweisen und kommunikativer Zusammenhänge – etwa wie Nachrichten
zum Trend werden – gehört unbedingt in die Lehrpläne der schulischen Ausbildung
und der Weiterbildungsangebote.
Da auch Mitarbeiter etablierter Medien im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeiten
zunehmend auf Inhalte aus sozialen Medien zurückgreifen und so Bot-generierte
Inhalte verbreiten und legitimieren können, ist es notwendig, derartige Quellen zu
kontrollieren. Ähnlich wie die Herkunft von Bildmaterial auf Glaubwürdigkeit und
Echtheit hin überprüft wird, muss dies auch für Twitter-Meldungen und andere
potenziell automatisch generierte Inhalte gelten. Zudem sollte sich die Bewertung
der Relevanz von Nachrichten oder der Popularität von Themen und Personen auf-
grund der leichten Manipulierbarkeit nicht allein auf die in sozialen Medien typischen
Indikatoren wie die Anzahl von Retweets oder Followern7 stützen. Weil das Arbeits-
pensum wächst und Onlinemedien die Erwartungen an die Aktualität in die Höhe
treiben, wird es für den professionellen Journalismus jedoch immer herausfordern-
7 Der Begriff Retweeten beschreibt im Jargon des sozialen Netzwerks Twitter ein Veröffent-
lichen von Inhalten von anderen Nutzern auf der eigenen Seite. Follower sind Personen,
die dem eigenen Profil folgen, ähnlich einem Abonnement, das über Updates informiert.
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien