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Die umfängliche und konsequente Umsetzung dieser drei Lehr- und Lernformen
setzt über alle Bildungsbereiche hinweg weitreichende Modifikationen institutionel-
len Lehrens und Lernens voraus. Diese Modifikationen lassen sich wie folgt zusam-
menfassen:
1. Ein Verständnis der Lehrenden von ihrer Rolle und Funktion, das weniger auf die
Vermittlung von klar definierten und fixierten Wissensbeständen setzt, denn diese
können leicht im digitalen Raum vorgehalten werden. Stattdessen steht künftig
die Begleitung und Unterstützung der Lernenden in der Auseinandersetzung mit
lebensnahen, authentischen Frage- und Problemstellungen im Vordergrund. Die-
ses Rollenverständnis umfasst auch die Bereitschaft zur stetigen professionellen,
interdisziplinären Weiterentwicklung in Lehr- und Lerngemeinschaften sowie die
kooperative Planung und Gestaltung von Lerneinheiten unter Einbezug verschie-
dener Akteure innerhalb und außerhalb der jeweiligen Bildungsinstitution. Als
Ergebnis dieses Orientierungsprozesses wird sich eine neue Lehrkultur in den Bil-
dungsinstitutionen etablieren.
2. Eine Haltung der Lernenden, die das passive Rezipieren von Wissensinhalten und
die bedenkenlose Übernahme scheinbar gesicherter und einfacher Wahrheiten
ablehnt und stattdessen die Bereitschaft zu einem selbstbestimmten, planvollen
und kritisch-hinterfragenden Lernen umfasst. Die Entwicklung dieser Haltung ist
frühzeitig anzuregen, über die Bildungsbiografie aufrechtzuerhalten und zu stär-
ken. Die Verantwortung für den eigenen Lernprozess nimmt hierbei stetig zu.
Analog zum modifizierten Lehrverständnis steht diese veränderte Haltung und
Rolle von Lernenden für eine neue Lernkultur.
3. Ein Bekenntnis zur Organisationsentwicklung, das – analog zu den veränderten
Anforderungen an Lehrende und Lernende – zu planvollem und strategischem
Handeln herausfordert, kooperativ ausgerichtet ist und Synergien zwischen ver-
schiedenen Akteuren herstellen und nutzen kann sowie auf einem Selbstver-
ständnis gründet, das die Institution als lernende Organisation anerkennt und
somit Ausdruck einer institutionellen Lernkultur ist. Gegenwärtig erscheint vor
allem eine Erweiterung traditioneller Rollen und Funktionen in den einzelnen Bil-
dungseinrichtungen notwendig: Hardware und Software beispielsweise müssen
zu bestimmten Zeitpunkten und in einer bestimmten Form Lernangebote in
einem bestimmten Umfang, in definierter Größe und Qualität bereitstellen. Dabei
muss auch geregelt sein, welche Lernangebote wann im Prozess benötigt wer-
den, wer Zugriff auf diese Angebote hat, Veränderungen vornehmen darf oder
soll und wer im Störungsfall Hilfe leisten kann.
4. Die Öffnung von Bildungsbereichen und das Zulassen individueller Bildungsbio-
grafien. Den einzelnen Bildungsinstitutionen muss hierzu mehr Offenheit und
Autonomie bei der Einbindung von Lernenden, aber auch bei der Gestaltung und
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien