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Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)52
Solche Bestrebungen wurden fortgesetzt bis auf den heutigen Tag; jetzt noch
glaubt man auf gewisser Seite durch Auffi ndung einer chemischen Reaction, welche
nur das lebendige, nicht das todte Protoplasma zeigen soll, dem Lebensräthsel
näher gerückt zu sein, […] .
Auch hier wieder sehen wir Ernst v. BrĂĽcke, einen der MitbegrĂĽnder der
Zellentheorie, solchen ĂĽbereifrigen Verfolgungen seiner eigenen Ideen mit kalter
Besonnenheit und der ewig gleichen umsichtigen Kritik gegenĂĽberstehen, und er,
der selbst voranschreitend das Gebiet erobert, hat auch im ersten Ansturm keinen
Schritt vorwärts gethan, den er wieder rückwärts hätte machen müssen.“ 138
DemgegenĂĽber trat der fĂĽhrende Wiener Pathologe Carl von Rokitansky139
als Anhänger Kants vehement dafür ein, den Materialismus140 lediglich als
Methode der naturwissenschaftlichen Forschung zu gebrauchen, diesen aber
keinesfalls als Weltanschauung zu vertreten.141 So stellten sich innerhalb
der Wiener Medizinischen Schule das philosophische Spannungsfeld und
die daraus resultierende theoretische Grundlage der Medizin in Forschung,
Lehre und Praxis dar, als Fuchs seine wissenschaftliche Arbeit begann.
Fuchs blieben seine Anfänge in Brückes Laboratorium jedenfalls noch sehr
lange in lebendiger Erinnerung:
„Ich hatte gehört, daß einige Bevorzugte bei Brücke histologisch arbeiten konnten,
so Fleischl 142, Exner, Paneth 143, Frisch 144, Obersteiner 145 usw. Aber die taten so,
als ob dies nur durch besondere Protektion möglich sei. Zufällig hörte ich aber
von einem ganz armen meiner MitschĂĽler, daĂź er ohneweiters auch zugelassen
worden war. […] So meldete ich mich bei Brücke. Die einzige Bedingung, die er
jedem stellte, war, daß er einen histologischen Kurs bei Wedl 146 höre, der damals
Extraordinarius fĂĽr Histologie war. Der Kurs war ein praktischer und sollte
in die histologische Technik einführen. Wir machten Präparate von Muskeln
und Sehnen, schnitten mit dem Rasiermesser getrocknete Haut oder zwischen
Hollundermark, das wir uns selbst verschaff en muĂźten, weiche Organe. Als
Färbung gab es bloß Karmin. […]
Bei BrĂĽcke arbeiteten die wenigen Studenten, welche Histologie betrieben, im
Hörsaal außerhalb der Vorlesungsstunde, die einen auf den Fensterbrettern, die
anderen auf den Bänken, wo man sehr wenig Licht hatte. Die Technik war
auch nicht viel besser als bei Wedl, aber man untersuchte viel mehr Gewebe
und Brücke ging von Zeit zu Zeit immer wieder durch den Hörsaal, sah bei
jedem Mikroskop hinein und gab Auskunft. So opferte er wirklich viel Zeit dem
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Title
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Subtitle
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Author
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Publisher
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 696
- Category
- Biographien
Table of contents
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663