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Herkunft und Ausbildung
den sich auftürmenden Linsenäquator zurückhält. Die Iris wird dann reponirt,
was gewöhnlich leicht gelingt. In einigen Fällen fand sie sich bei der ersten
Abendvisite wieder vorgefallen und mußte nachträglich abgeschnitten werden.
Die große Mehrzahl der Fälle heilt aber doch sehr schön ohne Colobom; Iritis und
Iridocyclitis soll – trotz der starken Zerrung der Iris – nicht häufi ger eintreten
als sonst.
Im Ganzen fällt diese Operationsmethode so ziemlich mit der Wecker’schen
zusammen, nur daĂź Wecker nach oben operirt. Landolt macht die Iridektomie
mit dem Schmalmesser und benĂĽtzt zum Abschneiden der vorgezogenen Iris die
Pince-ciseaux statt der Scheren.
Landolt hat einige hĂĽbsche Sachen in der Ausstellung 298: einen neuen, sehr
einfachen Ophthalmometer; eine Modifi kation der Maxwell’schen Scheibe zur
Bestimmung der Farbenblindheit etc. Sehr nett (und vielleicht auch fĂĽr Ihre
Klinik brauchbar) ist die Fixationspinzette, deren er sich bedient. Sie hat statt der
Zähne einen Kautschuckbelag und hält doch nicht minder fest. Man vermeidet
damit das Ausreißen der Bindehaut. Die Meyer’sche Klinik zeichnet sich durch
groĂźe Ordnung, genaue Sehproben und Aufnahme der Gesichtsfelder aus, das
Material ist nicht groĂź. Die Behandlungsweise Meyers ist analog der der meisten
deutschen Ophthalmologen. Erwähnenswerth ist, daß er, wie auch Becker und
viele Andere, dicke Bowman’schen [sic]299 Sonden (N 6 und noch dicker) nimmt,
und behauptet, mit diesen die meisten Th ränensackblennorrhöen in 14 Tagen zu
heilen. So wie die meisten französischen Ophthalmologen krümmt er die Sonden
fast gar nicht und kömmt deßhalb schwer hinunter.
Statt des Eserins zieht er stets das Pilocarpin in Anwendung. Die VorzĂĽge
des letzteren sollen darin bestehen, daĂź es sich nicht zersetzt, die Bindehaut auch
bei langem Gebrauche nicht irritirt und nicht die lästigen Kopfschmerzen nach
sich zieht. Die Wirkung soll derjenigen des Eserin nicht nachstehen.
Die eigentlich französischen Oculisten haben den größten Zulauf, vor Allem
Galezowski, der keinen Tag weniger als 20 neue Patienten hat. Die Untersuchung
derselben ist höchst oberfl ächlich; die Th erapie bei ihm sowie bei den anderen
Franzosen höchst eigenthümlich: Bei jedem Catarrhe Blutegel, Atropin und
Umschläge, so heiß sie ertragen werden. Später Lapislösung, die aber eingetropft
wird. Senfteige und Schröpfköpfe bei jeder Iritis, Keratitis, Chorioiditis u. s. w.
Er operirt die Cataracta in ähnlicher Weise wie Landolt, doch operirt er schlecht.
Er drückt schon während des Schnittes so stark mit der Fixationspinzette, dass
er oft Glaskörpervorfall bekommt. Ich habe bei ihm auch eine Abtragung des
vorderen Bulbusabschnittes wegen Staphyloms gesehen.
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Title
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Subtitle
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Author
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Publisher
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 696
- Category
- Biographien
Table of contents
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663