Page - 332 - in Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Image of the Page - 332 -
Text of the Page - 332 -
Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)332
SchlieĂźlich defi nierte Fuchs die pathologisch-anatomischen Charakteristika
des von ihm neu abgegrenzten Krankheitsbildes wie folgt:
„Die Dystrophia epithelialis corneae ist eine degenerative Erkrankung der
Hornhaut, welche nur ältere Personen und zwar vorwiegend weiblichen
Geschlechts befällt. Bald sind beide Augen, bald nur eins erkrankt. Die Krankheit
beginnt mit der Abnahme der Empfi ndlichkeit der Hornhautoberfl äche gegen
Berührung. Später kommt eine Trübung der Hornhaut hinzu, welche bald mit
leichten Reizerscheinungen auftritt, bald ohne solche, in welch letzterem Falle
der Kranke erst durch die Sehstörung auf sein Leiden aufmerksam wird. Die
Trübung der Hornhaut ist oberfl ächlich und für das freie Auge diff us. Sie ist
am stärksten im Pupillarbereich der Hornhaut und verliert sich ohne scharfe
Grenze nach dem durchsichtigen Rande. In der Regel erstreckt sich die TrĂĽbung
nach unten am weitesten, während der obere Rand der Hornhaut am meisten
klar bleibt. Am stärksten ist das Epithel verändert. Die Oberfl äche desselben
ist matt oder grob uneben, es ist trĂĽb und sieht wie gequollen aus und zeigt
entweder deutliche Blasen oder feine, mit der Lupe erkennbare dunkle Punkte,
welche kleinen Hohlräumen innerhalb des Epithels entsprechen. Diese sowie die
grösseren Blasen erscheinen, gegen die Pupille als Hintergrund gesehen, schwarz,
woraus man schliessen kann, dass die TrĂĽbung der Hauptsache nach im Epithel
sitzt. Nach Entfernung desselben zeigt aber die Hornhaut selbst gewöhnlich
auch eine sehr zarte, oberfl ächliche, fein-fl eckige Trübung. Die Oberfl äche der
Hornhaut ist gegen Berührung ganz unempfi ndlich und in den einseitigen Fällen
zeigt auch die anscheinend normale Hornhaut des andern Auges einen hohen
Grad von Unempfi ndlichkeit. Die tiefen Teile des Auges sind normal bis auf
jene Fälle, welche mit Drucksteigerung kompliziert sind. In der Mehrzahl der
Fälle bleibt aber der intraokulare Druck dauernd normal. Die Trübung der
Hornhaut nimmt im Laufe der Jahre langsam, aber stetig zu. Zuletzt bildet sich
im Pupillarbereich der Hornhaut eine etwas schärfer abgegrenzte graue Trübung,
welche etwas ĂĽber das Niveau der nur zart getrĂĽbten Randteile erhaben ist und
einer Aufl agerung neu gebildeten Bindegewebes auf die Hornhaut, zwischen der
Bowmanschen Membran und dem Epithel, entspricht. Das Sehvermögen ist dann
auf Fingerzählen in ganz kurzer Distanz gesunken. – Die Ursache ist ebenso
unbekannt wie eine wirksame Th erapie.” 1034
Bereits im folgenden Jahr 1911 wurde das von Fuchs neu beschriebene
Krankheitsbild der Dystrophia epithelialis corneae in einem Vortrag des New
Yorker Ophthalmologen Arnold Knapp bei der 47. Jahresversammlung der
back to the
book Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Title
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Subtitle
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Author
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Publisher
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 696
- Category
- Biographien
Table of contents
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663