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Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)572
möchte sagen, ein Skriptum, für seine Hörer herauszugeben. Dann aber
dachte er sich in seine Studenten hinein, die später dieses ihnen vertraute
Skriptum lieber zur Hand nehmen wĂĽrden als sich die MĂĽhe zu machen, sich
in ein fremdes Buch einzulesen, und so entschloss er sich, dieses Skriptum
so zu erweitern, dass es fĂĽr die Praktiker ein kurzer nĂĽtzlicher Behelf zum
Nachschlagen werde. So entstand im Jahre 1889 die erste Aufl age jenes
Buches, das von den Nekrologisten und Festredners so gerne die „Bibel der
Augenärzte“ genannt wird. Dass es in alle Kultursprachen übersetzt wurde
und bis zu Fuchs’ Abschied vom Lehramt zwölf Aufl agen erlebte, dürfte all-
gemein bekannt sein. Salzmann hat fortgesetzt, dann Adalbert Fuchs, sein
Sohn, bis 1945.
Ernst Fuchs war aber auch ein recht eigenwilliger Herr. In seiner
Assistentenzeit bewohnte er sein Dienstzimmer solange nicht, bis ihm ein
seinen Maßen gerechtes Bett zur Verfügung gestellt wurde. 36jährig grün-
dete er, da er mit den Journalisten Ă„rger hatte, kurzerhand eine eigene
Zeitschrift. So ging er auch zu Beginn des Ersten Weltkrieges, 65jährig, als
seine Mitarbeiter einrücken mussten und die Ausländer der Klinik fernblie-
ben, ins Kriegsministerium, um Abhilfe zu schaff en. Diese wurde ihm 1915
nicht gewährt, worauf er ein ohnehin schon früher geäußertes Vorhaben in
die Tat umsetzte und lang vor der Altersgrenze um Pension einreichte. Jetzt
hatte er erst recht Zeit fĂĽr wissenschaftliche Arbeiten. Gleich Wenckebach,
der nach seiner vorzeitigen Emeritierung in Java das Beri-Beri-Herz studierte,
schuf Fuchs jetzt weiter.
Sein Wesen war kĂĽhl; vielleicht erinnerte er an Ĺ koda, den er sich als Student
zum Vorbild nahm, dessen Wohnhaus Arlt mit gemeinsamen Freunden so
oft am Abend zur Entspannung besucht hat, das schlieĂźlich in das Eigentum
von Fuchs ĂĽbergegangen ist. Gleich Ĺ koda mag er vielen kĂĽhl und abweisend
erschienen sein. Seine SchĂĽler, allen voran Salzmann, Meller und Lindner,
die ihn näher kannten, berichten ganz anderes. Lindner wusste sogar, und
das war vielen unbekannt, dass Fuchs 10.000 Dollar fĂĽr ein Studentenheim
gestiftet hatte. Ă„hnliches hat auch Ĺ koda getan. Mit diesem Vergleich, der
meines Wissens nach noch nicht gezogen wurde, seien diese Gedenkminuten
geschlossen. Beide kannten in ihrem Leben nur äußerste Selbstdisziplin, beide
schienen äußerlich, aber wirklich nur äußerlich, die Wissenschaft über alles
zu stellen, beide bereicherten ihre Fächer nicht nur, sondern sie haben mitge-
baut an deren Fundamenten, und es ist zweifelhaft, ob unsere innere Medizin
und Augenheilkunde heute so glänzend dastehen würde, hätten diese beiden
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Title
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Subtitle
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Author
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Publisher
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 696
- Category
- Biographien
Table of contents
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663