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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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24 „Der Wiener Vasari“ ter, aber der Haushalt ist groß und die sozialpolitische Stellung von Juden im öf- fentlichen Dienst zu unsicher, um auf die Einkünfte aus freiberuflichen Tätigkeiten verzichten zu können („Abends Vorträge halten und hören, Menschen empfangen, diese ganze geistige Mondänität, die mir so verhaßt ist. Dazu haben wir beide eine Art Geldpsychose, Angst, daß es nicht ausgeht u. darum dieses scheußliche Gefühl, daß man nichts ‚auslassen‘ darf“). Offensichtlich ist, dass sich viele Kontakte über Ehemann Hans anbahnen. Gelegentlich entsteht dabei ein Interessenkonflikt. Vor allem dann, wenn Hans Tietzes Tätigkeit für das Ministerium ins Spiel kommt. Erica Tietze-Conrat und Hans Tietze sind ein Arbeitsteam im ganz modernen Sinn ; eine mobile kunsthistorische Forschungs-, Lehr-, und Schreibfactory. Der Markenname Tietze bürgt für Seriosität und trotz der außerordentlichen Menge der Veröffentlichungen auch für Qualität. „Sukzessive formierte sich […] eine Wissenschaftskultur außerhalb der akademischen Anstalten : in Zirkeln, in pri- vaten Seminaren, in vereinsmäßig geführten akademischen Gesellschaften, in kom- munal finanzierten außeruniversitären Instituten und in privaten Projekten. Diese randständigen Gruppen waren zumeist ausgesprochen innovativ ; sie fanden daher auch in den ausländischen scientific communities zusehends Beachtung.“6 Nicht nur die Handschriften der beiden ähneln einander zum Verwechseln (wobei der Schrift- zug des ehemaligen Staatsbeamten neben Erica Tietze-Conrats etwas verspielten und ausladenden Zügen penibler und gleichförmiger wirkt), die Tagebücher geben auch Aufschluss darüber, dass Erica Tietze-Conrat in den frühen 1920er-Jahren Texte verfasste, die unter Hans Tietzes Namen erschienen („für den Hans einen Ar- tikel über Wiener Maler d. Gegenwart, eigentlich über OK, geschrieben“). Bei den gemeinsam verfassten Texten ist eine „Scheidung der Hände“ schwer bis unmög- lich. Dass ein derartiges Vorgehen auf die eingeschränkten Möglichkeiten weiblicher Forscher zurückzuführen ist, versteht sich von selbst. Von weiblicher Frustration, die man aus heutiger Sicht in diese Umstände hineinlegen würde, ist nichts zu spüren. Ist Hans Tietze aufgrund seiner öffentlichen Einbindung bei der Wahl seiner For- schungs- und Publikationsthemen grundsätzlich „opportunistischer“ (seine Schwer- punkte liegen u. a. auf Österreich, Wien und dem Barock), so erscheint Erica Tietze- Conrat hier zwangloser, freier. Das Publizieren unter beider Namen, spätestens ab 1926, ist die Formalisierung einer offensichtlich lang praktizierten Gepflogenheit.7 Ihre Arbeitskraft verkauft Erica Tietze-Conrat angemessen. Öffentlichkeit fin- det sie neben dem Schreiben vor allem über die „Volksbildung“  – bei Vorträgen und Dichterlesungen in der Wiener Urania. Die Möglichkeit, an einer Universität zu leh- ren, wofür sie wohl prädestiniert gewesen wäre, erhält sie erst nach Hans Tietzes Tod während ihrer letzten Lebensjahre in den USA. In das feine Räderwerk unterschied- lichster Aktivitäten, von denen aber jeweils nur ein Zubrot abfällt, gehören auch die fluktuierenden, oft aus dem Ausland stammenden Mitbewohner im Haus in der Armbrustergasse in Döbling. Beinahe täglich erweitert sich der Familienkreis um den
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Title
Erica Tietze-Conrat
Subtitle
Tagebücher
Volume
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Editor
Alexandra Caruso
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
458
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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