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Tagebuch 1923
Ich hab so eine Scheu
Vor Irren
Von jeher schon.
Heut früh
Traf ich sie
In Mariahilf.
Wir blieben vor einer Auslage steh’n.
Ich fand nicht den alten Ton :
Mir war’s so schwer
Und ich mußt mich zwingen
Und konnt es doch nicht
Ihr ins Gesicht
Zu seh’n.
„Was treibst du ? Wie geht’s dir ? Wo kommst du her ?
Da schau nach diesen,
Man möcht’s nicht glauben, nach diesen
Nägeln such ich, es ist zu dumm
Schon seit neun Uhr in ganz Mariahilf herum.25
Seite fehlt
(Forts. 10.VII.1923)
unten, als ob ich zuviel gesprochen oder gelächelt hätte. Sicher wegen der dummen
Medizinfresserei.
11.VII.
Heut geht’s endlich besser, ich bleib noch zuhause u. nähre mich mit Pulverchen,
vielleicht ist es dann morgen ganz gut. Streckstuhl, Strümpfe gestopft u. ein Gedicht
gemacht. Vielleicht das 5. der Wiener Bänkel.
Kein Mond, doch hell
Die Sterne.
Dazu das viele elektrische Licht
Vom Kobenzlhôtel.26
Ganz in der Ferne
Musik.
Ein Walzerlied
Zieht
Durch die Luft
– sinkt
Dann Nieder und
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien