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Tagebuch 1923
diese herzerschreckende Komödie immer wieder wiederholt. Wie muß man d. Welt
lieben u. um sie leiden können, um solche Dinge verzeihen zu können
…159
Nach langer Zeit wieder einmal ein Gedicht gemacht.
Unter Menschen
Festliches Licht
–
Leute herum
–
Ach so viele Leute
–
Sie tragen
Alle ihr Abendkleid
Und ihr Abendgesicht
–
Reden und lachen
Und Fragen
–
Und hören die Antwort nicht.
Ich weiß zwei Stühle um einen Tisch,
Leere Wände,
Im Ofen die letzte Glut
–
Die Hände
Lauschen
Und hören rauschen
Dein und mein Blut.
Ich muß nicht
Deine Hand halten
–
Wenn ich nur weiß, du bist da,
Bist du mir wundersam nah.
Festliches Licht
–
Ich seh’ es nicht
–
Ohne Ende
Reden und Lachen
–
Reden und Lachen verklingt
–
Und mein fremdes Kleid
Und mein fremdes Gesicht
Löschen aus.
– Und die Zeit
Sinkt,
In die Ewigkeit.
–
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien