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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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154 Tagebuch 1923 20 „Die Sammlung Dr. Figdors ist ein Lebenswerk ; das Werk eines fleißigen Lebens, dem Gott die biblischen siebzig Jahre geschenkt hat ; das Werk eines zielbewußten Lebens. Das Vielerlei der Richtungen, die Fülle der Einzeldinge werden in dem eindeutigen Willen des Sammlers gehalten. Das was er sucht, ist nicht Kunst in dem üblichen abstrakten Sinn des materialisierten Vorstellungsbildes ; es ist jene Kunst, die von Können herkommt ; es ist die gute Arbeit, die er in irgendeinem Ding, das Menschenhand gefertigt hat, wertet. Es ist eine sittliche Handwerksehrlichkeit, die er von dem Kunstwerke fordert. Vor diesem Gewissen muß ein präzis gearbeiteter Maßstab, an dem die Ziffern der einzige Schmuck sind, genau so bestehen wie ein Gemälde des Hieronymus Bosch“, charakterisierte ETC diese herausragende Privatkollektion in ihrem Aufsatz „Gotische Formmodelle und die Sammlung Figdor“, der 1919 in „Kunstchronik und Kunstmarkt“ erschien (Tietze-Conrat 1919b, 690). „It would be justifiable to call him the greatest European collector of his time“, so Ernst Buschbeck zu Albert Figdor, in : Buschbeck 1927, 5. Projekt „Produktivgenossenschaft“  – im Frühjahr 1924 stellte HT in der Wien-Nummer von Paul Westheims „Kunstblatt“ das Projekt „Künstlerfonds“ der Öffentlichkeit vor : „Zwischen Konjunktur und Stagnation eingeklemmt“, habe der Künstler jede „bürgerliche Würde“ verloren. Es gelte daher, seiner Loslösung vom Publikum entgegenzuwirken und den Künstler „zu ‚kapitalisieren‘ oder besser zu ‚sozialisieren‘“ (Tietze 1924c). Das sehr persönliche Verhältnis zwischen Künstler und Fonds erinnert an die tatkräftige Unter- stützung, die der Architekt Adolf Loos zu Beginn des Jahrhunderts dem Künstler Oskar Kokoschka zuteilwerden ließ. Während er dem Maler Porträtaufträge vermittelte, hatte Loos sich verpflichtet, all jene Werke anzukaufen, die die Porträtierten selbst nicht zu er- werben beabsichtigten. So wie jetzt für Ehrlich und andere Künstler hatten auch Tietzes in jenen Jahren unter ihren Verwandten und Bekannten zahlreiche Aufträge für Kokoschka eingeholt. Zu Grimschitz siehe TB 1923, 19.6. Dies ist der Auftakt der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen dem Maler Georg Ehr- lich und der Dichterin ETC, die 1926 mit der Veröffentlichung des Bands „Abschied“ ih- ren Höhepunkt und Abschluss fand (E. Tietze 1926, TB 1926, 27.3.). 21 Die Graphische Sammlung Albertina war aus der Vereinigung der ehemals erzherzogli- chen Sammlung und der Kupferstichsammlung der ehemaligen Hofbibliothek entstanden. ETC war in der Albertina mit der Aussortierung jenes Materials befasst, das der frühere Eigentümer Erzherzog Friedrich als Privatvermögen zurückerhalten sollte, da es nicht dem Fideikommiss unterlag und somit auch nicht per Gesetz vom 3.4.1919 („Habsburgerge- setz“, StGBl., Nr. 209) staatlich geworden war. Dazu gehörten rund 3.800 Zeichnungen und 4.600 druckgrafische Werke, die während Erzherzog Friedrichs Verwaltung zwischen 1895 und 1919 erworben worden waren (Dossi 1998, 42). Unklar ist, ob etwa Ehrlich bereits an einer Büste von ETC arbeitete. 22 Franz Xaver Messerschmidt, Maria Theresia im ungarischen Krönungsornat, Österreichi- sche Galerie Belvedere, Wien.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Title
Erica Tietze-Conrat
Subtitle
Tagebücher
Volume
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Editor
Alexandra Caruso
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
458
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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