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Tagebuch 1923
„Sozialdemokratischen Kunststelle“ übertragen. Die Bezeichnung „Allmächtiger“ für Bach
schien damals in Wien die Runde zu machen, denn ähnliche Worte sind auch vom Kom-
ponisten Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) überliefert, der sich in einem Brief über
Bach als den „Allmächtigen und, wie ich hoffe, auch der Allgütige“ äußerte (zitiert nach
Warren 2006, 121).
61 Seit 1919 bemühte sich die Kunststelle durch besondere Veranstaltungen, günstige Ein-
trittskarten und diverse volksbildnerische Maßnahmen, das Interesse jener Menschen zu
wecken, denen der Zugang zu Kunst und Kultur traditionellerweise verwehrt war.
62 Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war
das Gebiet um die Judengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk ein Ausläufer des sogenann-
ten Textilviertels, im Volksmund auch „Fetzenviertel“ genannt, mit zahlreichen Geschäften
jüdischer Kleingewerbetreibender (Feurstein/Milchram 2001, 66).
63 Der Prater, eine weitläufige öffentliche Parkanlage im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leo-
poldstadt, besteht noch heute zu großen Teilen aus Auenlandschaft. Bis ins 19. Jahrhundert
war die Prater Hauptallee beim Wiener Adel als Ausflugsziel sehr beliebt. Der als „Wurstel-
prater“ bekannte Vergnügungspark befindet sich im äußersten Westen des Pratergeländes.
„Der Watschenmann ist eine mannsgroße Jahrmarktsfigur im Wiener Prater mit dunkelfar-
bigen wulstigen Gesichtszügen. Man versetzt ihr eine Watschn (Ohrfeige), wobei sie einen
charakteristischen brummenden und klappernden Laut ausstößt. Die Stärke des Schlages
wird mit einem Zeigerinstrument gemessen. Der Watschenmann gilt als ‚etwas für Kraft-
meier/Angeber oder für jedermann zum Abreagieren‘.“ (Watschenmann, Wikipedia.) Dass
außer diesem Watschenmann mit negroiden auch einer mit semitischen Zügen in Verwen-
dung genommen wurde, konnte zwar nicht verifiziert werden, überrascht allerdings wenig.
64 Der Germanist Stefan Hock ist ein Bekannter HTs aus der Zeit des „Akademischen Ver-
eins für Kunst und Literatur“ (gegr. 1901) (Seitz unveröff., 216 ; TB 1923, 31.7.).
„Dr. Funkes Sorgen“ – ETCs unveröffentlichtes Dramolett ist im Nachlass enthalten (Pri-
vatarchiv Kristin Matschiner). Ein Zusammenhang mit der Malerin Helene Funke ist nicht
ersichtlich.
Mit „Ulmann“ ist höchstwahrscheinlich der Schriftsteller und Theaterfachmann Ludwig
Ullmann gemeint, zu diesem Zeitpunkt Redakteur und Theaterreferent bei der „Wiener
Allgemeinen Zeitung“ (Lunzer 1993).
65 ETCs Novelle „Der arme Liebe Gott“ ist im Nachlass nicht enthalten.
66 Die Maler Rudolf „Ray“ Rapaport und Ehrlich teilten sich offenbar eine Zeit lang ein
Atelier.
67 „Sie ist die Jüngste“ – siehe TB 1923, 19.7. Beide Gedichte sind außerdem in ETCs Ge-
dichtband „Abschied“ (E. Tietze 1926) erschienen (TB 1926, 27.3.).
68 Der Gemäldekatalog der Sammlung Castiglioni ist nicht mehr erschienen ; von 1918–
1925 bestand eine Zusammenarbeit von De Nicola und Berenson (Giacomo De Nicola,
L’Enciclopedia Italiana).
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien