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Tagebuch 1924
Felix Albrecht Harta zeigte gleichzeitig im Künstlerhaus Porträts, Ölgemälde und Grafiken
(11.3.–8.4.1924).
Veranstalter des Joachim-Ringelnatz-Abends war wahrscheinlich die GFMK.
Ernst Toller, Der deutsche Hinkemann, Tragödie, 1923 ; Wiener Inszenierung : 1924, Re-
nato Mordo, Raimund Theater.
51 Genauere Angaben zur Ausstellung impressionistischer Maler bei Würthle konnten nicht
eruiert werden.
In der Wohnung der Kunsthistorikerin Fannina Halle fand eine Sitzung der GFMK zur
Vorbereitung der „Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik“ statt. Oskar Strnad
sollte bei der Ausstellung im Herbst sein Modell eines Ringtheaters präsentieren, „ein in
maßvoll historisierender Bauweise konzipiertes Rundtheater“ (Lesák 1988, 103). Halle, die
Paul Westheim nahestand, veröffentlichte immer wieder in den von Westheim herausgege-
benen Zeitschriften (Vgl. dazu Caruso 2008, 113–116 ; Windhöfel 1995, 240, 286).
Der Verleger und Kunstkritiker Paul Westheim war in jenen Jahren in teils recht heftige
Auseinandersetzungen um einzelne Künstler und Werke verstrickt (siehe dazu u. a. Werkner
1997 ; Windhöfel 1995, 87–114). Worauf sich das „unstimmige Gespräch“ bezogen haben
mag, ist nicht bekannt, jedoch hatte sich HT bereits 1919 kollegial-kritisch zu Westheim
geäußert. Westheim habe „keine allgemeinen Grundsätze, kein festes Verhältnis zu dem
großen Problem“, mit dem er sich gerade befasse, daher urteile er stets aus seinem „per-
sönlichen Geschmack heraus“, dem dann doch wieder „die untrügliche Sicherheit“ abgehe
(Tietze 1919a, 154).
52 Der „Kulturbund“ wurde 1922 auf Initiative des österreichischen Aristokraten Karl Anton
Rohan (1898–1975) gegründet. „Rohan […] stellte seine weitläufigen gesellschaftlichen
Beziehungen und publizistischen Aktivitäten nacheinander folgenden Personen und Ins-
titutionen zur Verfügung : den antimarxistischen Parteien des Sudetendeutschtums, dem
deutschen Auswärtigen Amt, dem nationalen Flügel der Heimwehrbewegung, Seipel,
Dollfuß, der NSDAP und schließlich den Landesleitern der illegalen österreichischen Par-
tei. […] Die Statuten [des Kulturbunds, Anm. d. Hg.] gaben als Vereinszweck an : ‚1. Das
geistige Leben zusammenzufassen, schöpferische und strebende Menschen zur Anregung
eines jeden zusammenzuführen. 2. Seinen Mitgliedern ein passender Rahmen zu sein, um
zur Öffentlichkeit zu sprechen. 3. Das geistige Zusammenleben zwischen den Völkern zu
fördern.‘“ (Amann 1988, 137–138.) 1925 passte der Wiener Kulturbund seine Statuten
jenen seiner internationalen Schwesterorganisationen an und wurde Mitglied des „Verban-
des für kulturelle Zusammenarbeit“ („Fédération Internationale des Unions Intellectuel-
les“), dessen erster Kongress 1926 in Wien stattfand. Durch Kooptieren wurde der Kreis
der Gründungsmitglieder um zahlreiche klingende Namen, darunter auch zahlreiche Ju-
den, erweitert. Zu diesen prominenten Persönlichkeiten aus Kultur und Politik zählte auch
Hans Tietze (Amann 1988, 138–139). Das Spektrum der Vortragenden war zu vielfältig,
um es ohne Weiteres dem politisch rechten Flügel zuordnen zu können. Dennoch wurde
der Kulturbund im Laufe der Jahre sowohl von der Politik des Ständestaats als auch von den
Nationalsozialisten vereinnahmt und instrumentalisiert (Hall 1985, 460–461).
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien