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Tagebuch 1925
12. Juli.
Von Stoffel kommen gute Nachrichten ; sie picken* inzwischen das Faltboot u. warten
auf gutes Wetter. Es will nicht kommen. Ich lebe am Schreibtisch, u. schließe jeden
2. Tag (völlig in time) einen Radiovortrag ab. Der arme Hans muß den Quatsch ab-
schreiben. Die Kinder (2 u. 3) lernen in der Kuchelau schwimmen. Anderl war bei
Frau Steiner, die ihn malen will ; er hat viele Zeichnungen von ihr gesehen. Als er
nachhaus kam machte er eine Gebirgslandschaft, überraschend in ihrem Stil. (Ich
lasse jetzt Rembrandts herumliegen). Vor paar Tagen schrieb mir (spontan) der
Zsolnay-Verlag : „Sie hatten vor geraumer Zeit (Das stimmt, Ende März) die Lie-
benswürdigkeit, uns ihre Gedichte anzuvertrauen. Wir haben diese Gedichte mit
wärmstem Interesse gelesen u. anerkennen gerne Ihre starke und schöne Begabung.
Es würde uns sehr freuen, sie (p. T.) persönlich kennen zu lernen u. wir erbitten uns
hiezu Ihren geschätzten Besuch.“ U. s. f. Die Diktion zwischen goethescher Abge-
klärtheit u. Geschäftsstil ist mir zuwider. Ich gehe Dienstag hin – bin neugierig, wie
dieser Verlag sein Refus einkleiden wird.27
14. Juli
Gestern nachmittag hat sich Vroni zum zweitenmal den rechten Arm gebrochen ; ein
wenig über der ersten Bruchstelle, wo der Knochen, wie der Chirurg (Dr. Sternberg)
sagte, von dem Verband ein wenig atroph geworden war. Sie war drüben bei Luith-
* kleben
Abb. 65 : Anderl Tietze, ca. 1925. Abb. 66 : Burgl Tietze, ca. 1925.
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien