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Tagebuch 1925
the application of the above-mentioned section to a whole collection may be justified by
the fact that the systematic labour of the collector may add an increased value to the single
object. On the other side such a real limitation of the owner’s rights raises a rather delicate
and dangerous question, and this seems to have been realized, for the well-known collection
of Dr. Figdor, in Vienna, is the only one to which the law has so far been applied“, infor-
mierte HT 1929, zwei Jahre nach Figdors „Ableben“ und anlässlich der Gründung der
sogenannten „Figdor-Stiftung“, die Fachwelt im „Burlington Magazine“. „Altogether there
are about 1,500 pieces, most of them not only remarkable for extreme rareness and their
perfect state of preservation, but still more for the fact that there are always long series of
objects belonging together. The link between these sections, whose enumeration only attests
the incomparable variety of the ancient Figdor collection.“ (Tietze 1929, 309.)
Zur Sammlung Figdor Vgl. TB 1923, 3.7., 5.7., sowie TB 1924, 21.4.
37 Arthur Schnitzler, Der junge Medardus, Drama, Uraufführung 1910.
Graz ist die Landeshauptstadt der Steiermark, was aber ein „leerer Grazer“ ist, der überdies
an der Wand hängt, konnte nicht geklärt werden.
Artikel 7 der Österreichischen Bundesverfassung von 1920 gewährte den Staatsbeamten
die „ungeschmälerte Ausübung ihrer politischen Rechte“, d. h. auch das Recht, gegen den
Staat zu demonstrieren oder sich parteipolitisch zu betätigen. „Dieses Recht des Beam-
ten[,] außerhalb seiner dienstlichen Betätigung als Mitglied einer politischen Partei an der
politischen Willensbildung des Staates mitzuwirken[,] war aber nicht immer konfliktfrei
mit seinen Pflichten zu vereinen. Der Beamte hatte sich parteipolitisch loyal gegenüber
der jeweiligen Regierung zu verhalten und durfte nicht unter Berufung auf parteipolitische
Neutralität bei der Ausführung der Gesetze, bei der Konzeption neuer Pläne und bei der
gesamten Dienstverrichtung passiven Widerstand leisten.“ (Enderle-Burcel 1997, 9–10.)
38 In seinem sehr persönlich gehaltenen Vorwort zum Essayband (TB 1925, 13.2., 18.9.) kün-
digte HT an, dass er, nachdem er ein Jahrzehnt „erst an den Krieg, dann an die administ-
rative Arbeit“ verloren habe, die er seinem „Vaterland schuldig zu sein“ vermeinte, nun zur
wissenschaftlichen Arbeit zurückkehren wolle. Sein „Büchlein“ sei ein Werk „beginnender
Sammlung“, ein „Vorwort“ zu einer „neuen wissenschaftlichen Existenz […], die aus ver-
lorenen Jahren die vertiefte Überzeugung behalten möchte, daß wahre Kunst und wahre
Wissenschaft nur als Teil des ganzen Daseins bestehen können, aus dessen Brausen wir die
Gewißheit unserer Lebendigkeit gewinnen“ (Tietze 1925e).
39 Der Modesalon „Schwestern Berger“ befand sich bis 1927 am Rathausplatz 3 im 1. Wie-
ner Gemeindebezirk und übersiedelte anschließend in ein Palais im Herzen der Wiener
Innenstadt, auf den Josefsplatz 5. An diesem Standort verblieb das Atelier für „Modell-
kleidererzeugung“ unter der Leitung der beiden Schwestern Hilda Lampl, geb. Berger, und
Friederike „Fritzi“ Hohenberg, geb. Berger, bis zur erzwungenen Schließung durch die Nati-
onalsozialisten im September 1938 (WStLA, Akten des Handelsgerichts Wien, 1906–1938,
A 16, 132a, FA Friederike Hohenberg & Hilda Lampl, vormals Schwestern Berger).
Am gleichen Tag also suchte ETC Lampls noch in ihrer Privatwohnung (Wien 7, Döbler-
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien