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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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405 Tagebuch 1926 hobene Karthause, deren Sakristei wie eine Tropfsteinhöhle aussieht. Am Weg hin viele Kirchen, mir ist nicht viel davon hängen geblieben, hier ein glitzerndes Roko- kosanktuar, dort eine charakteristische Holzdecke. Die Hauptsache bleibt nicht das Gebäude sondern der Platz wo es hingestellt ist und wieder nicht der Platz, sondern die Aussicht, die er gewährt. Die Sierra Nevada, großzügiges Hochplateau und die bezaubernd durchgrünte Stadt  …27 Kinder u. Große, die auf den Fremden dressiert sind, sieht man  – im übrigen Spanien haben sie gefehlt. Zigeuner mit ihren stei- len Hüten und dem intimen Getu, das sie gegen den Fremden zur Schau tragen. In den Felsen wohnen sie in Löchern, in Höhlen : die Holzverschalung, die die Eingänge deckt, ist bisweilen sogar weiß oder gelb gestrichen  – wir haben Dutzende dieser Höhlen- wohnungen von der Bahn aus in der Nähe der großen Orte gesehen.  –28 Das Wetter ist trostlos. Schwere Wolken jagen am Himmel, tagsüber hat es nicht geregnet, war aber kalt, daß wir schon ganz verzweifelt waren, bis uns ein Sonnenstrahl wieder hoffen ließ  – jetzt um 9h abends (ich sitze im „Salon“, man speist hier so spät  …) regnet’s. 4.V.1926. Sevilla. Seit gestern Abend sind wir hier  – endlich warm. Der 2. Mai, der Sonntag in Granada, war der Höhepunkt des schlechten Wetters ; Kälte, Regen. Wenn zwischendurch einmal ein trockener Augen- blick war und sogar die Wolken sich teilten wie tief- schwarze bis ins […] belichtete Wolkenwogen aus- einanderzogen und die weißen Zacken der Sierra Nevada frei ließen, hat es mich wunderbar entschädigt  … aber nicht den armen Hans, der wahre Wutanfälle, Selbst- u. Weltanklagen gegen das Wetter ausstieß. Am Vormittag waren wir auf der Al- hambra oben. Ich muß alle Vernunft zuhilfe nehmen, um über das einer ästhetischen Einstellung Entgegengerichtete dieses Stils hinwegzukommen. Bewunderungswür- dig, aber in dem jetzigen Zustand zu ausgeleert um lebendig  – zu komplett um stim- mungsvoll zu wirken. Vor allem : zu viel „Motiv“. Ich meine, daß der Eindruck bei blauem Himmel wohl anders  – aber nicht besser geworden wäre. Hinreißend der Park. Wie ein toll gewordener Wiener Wald, ja, unsere Bäume, aber urwäldlich ver- dichtet, von Schlingpflanzen unten der Boden, von wucherndem Laub ob der Him- mel verwachsen  …29 Abb. 77 : Mittelalterlicher Judenhut.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Title
Erica Tietze-Conrat
Subtitle
Tagebücher
Volume
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Editor
Alexandra Caruso
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
458
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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