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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
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407 Tagebuch 1926 nem Bildhauer Millan gemacht sind. Wo der her sein mag. Wir sind auch der anstrengenden Wanderung durch die Kirche (da ist ein Hauptbild von Murillo der hl. Antonius dem das Christkind erscheint  – ich rede mir ein, es ist unter Einfluß der Rembrandtra- dierung Verkündigung an d. Hirten)  – noch lange im Hof auf der Brüstung des maurischen Brunnens gesessen u. haben einem ganz zarten Hündchen zu- geschaut, das aus dem Abfluß Wasser trank. Es hatte so feine Hinterbeinchen, daß ich den Hans drauf aufmerksam machte, ist das nicht eine Gnade Got- tes, wenn’s nicht zerbricht ! ! Als es den Durst gelöscht hatte und davon lief, sah ich, daß es an einem Bein- chen lahmte  …33 Nach Tisch Siesta und dann : Alcasar und Garten. Alcasar die kleine Alhambra, wirkt viel bunter, leben- diger, bewohnter als die bedeutendere Schwester ; mir hat es Freude gemacht, vielleicht weil es heiter war, kein Zug,  – Sonnenschein. Dann geht man in den Garten, hält sich anfangs treu an seinen Führer, sieht noch das maurische Frauenbad, das Karl V. eindecken ließ und in dem die Geliebte des Königs Piedro badete und die Hofleute tranken aus Courtoisie von dem Wasser. Das Bad ist groß wie der Fisch- kalter in Kremsmünster  – was die Romantik weniger unappetitlich macht. Dann aber läßt man Führer und Weg, läßt Zeit und Tageseinteilung hinter sich u. verliert sich in dem einzig schönen Jardin, der labyrinthische Attrappen, perspektivische Veduten und üppigste ungepflegte Einsamkeiten hat. Alles genießt man bis zum Ende. Das Ende aber war eine Sensation, die nichts an Anregung verlor, wenn sie sich auch auf mehr als eine Stunde dehnte : eine ganz hohe Palme wurde geputzt ! Es geschieht alljährlich um diese Zeit, daß sie die trockenen Äste unten mit der Hacke abschlagen. Ein Gärtner ist hinaufgeklettert, er hängt an einem Gurt, der gleichzeitig um den Stamm geht, indem er ihn durch sein Gewicht spannt. An den Schuhen hat er Steig- eisen, die er in den Baum hackelt  …34 Es war der schönste Nachmittag, Abend  – 7.V. Ich schreib schon in der Bahn, wir warten auf den Abgang des Zuges nach Cadiz. Der gestrige Tag war wieder blau und warm. Vormittag im Museum, Zurbarán hat mir den stärksten Eindruck gemacht, es ist viel von Rembrandt’schem Ernst u. Poussinscher Logik in ihm ; vornehm in der Farbe, manchmal nur zwischen weiß u. schwarz  …35 Abb. 79 : Palmen im Garten des Alcázar, Sevilla.
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Title
Erica Tietze-Conrat
Subtitle
Tagebücher
Volume
I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Editor
Alexandra Caruso
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
458
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Alexandra Caruso : Zur Edition 11
  3. Edward Timms : Zum Geleit
  4. Die Aufzeichnungen einer „tiefverzweigten“ Frau 17
  5. Alexandra Caruso : „Der Wiener Vasari“ 21
  6. Tagebuch 1923 30
  7. Tagebuch 1924 186
  8. Tagebuch 1925 308
  9. Tagebuch 1926 384
  10. Alexandra Caruso : Zur Spanienreise 387
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