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Tagebuch 1926
Parque de la Bombilla – zentrale Parkanlage in Madrid.
Neuwaldegger Park – erster Landschaftspark Wiens, im Nordwesten der Stadt (heute
Schwarzenbergpark).
56 „Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial“ (1562–1584) – politisches und kulturelles Zen-
trum des Reichs Philipps II. Auch hier handelt es sich um eine bedeutende königliche
Grablege (siehe dazu Scholz-Hänsel 2006).
El Greco, Das Martyrium des hl. Mauritius und der Thebaischen Legion, 1578–1582, El
Escorial. In welchen Text ETCs „kleine archäologische Arbeit“ zu Tizians „Abendmahl“
(1564, El Escorial) schlussendlich eingeflossen ist, konnte nicht nachvollzogen werden.
Mehrere Einträge belegen, dass Tietzes an der damals virulenten Diskussion Anteil nah-
men, welchem der beiden Künstler
– Velázquez oder El Greco
– die bedeutendere Stellung
in der Geschichte der Kunst sowie als Vorreiter der Moderne zufalle. „In the meantime El
Greco had surpassed Velázquez in popularity in Germany. It was not only the expressionists
and the artists of the Blaue Reiter who had discovered the painter from Crete as ‚modern‘.
The art historians too had changed their interests. Julius Meier-Graefe [1867–1935], for
example, went to Spain in 1908 to see Velázquez, who totally disappointed him ; he then
‚discovered‘ El Greco instead. While Heinrich Wölfflin wrote about Velázquez in 1899,
Max Dvořák created new aesthetic categories for the discussion of El Greco as a predecessor
of expressionism in 1922. Velázquez was in a way dethroned, Greco enthroned.“ (Hellwig
2011, 3.)
57 „Medina di Campo“ – eigentlich „Medina del Campo“, Kastilien und León.
58 „Alte Gehäuse um neu gekaufte Fabriksware“ – Anspielung auf die platereske Ornamentik
in den Kirchen. Dazu der Kunsthistoriker Ludwig Justi : „Ohne die Baugerippe zu ändern,
wurden die plastischen Zierformen in gleichbedeutende des neuen Idioms übersetzt, an die
Stelle der Filialen treten Obelisken, Giebelkreuzblumen werden ersetzt durch Palmetten.
Es kam zu wunderlichen aber höchst kunstvollen Mischformen. […] die Bauten erinnern
an Werke der Edelmetallkunst. […] Dem doktrinären Geist der zweiten Generation der
Renaissance, mit ihrer systematischen Beherrschung der antiken Bauformen, erschien dieser
reiche dekorative Stil als eine hybride Mischung von Altem und Neuem.“ (Justi 1912, LVII.)
„S. Pablo u. S. Isidoro (Universität)“ in Valladolid – ETC verwechselt hier möglicherweise
etwas. Sinnvoll wäre es hier aufgrund der auffallenden Gemeinsamkeiten, die spätgotisch-
plateresken Fassaden der Klosterkirche „San Pablo“ und des „Colegio San Gregorio“, beide
spätes 15. Jh., in einem Atemzug zu nennen (Mayer 1922, 9).
Das „Museo Provincial de Bellas Artes“, das zum Zeitpunkt von ETCs Reise noch im
„Colegio de Santa Cruz“ untergebracht war, wurde dann tatsächlich 1933 in ein „Museo
Nacional de Escultura“ (nationales Skulpturenmuseum) umbenannt ; es bezog neue Räum-
lichkeiten im bereits erwähnten „Colegio San Gregorio“. Die Bestände dieses Museums
gehen, wie zahlreiche andere, auf die Zeit der „Desamortización“ von Kirchengütern unter
der liberalen Regierung Mitte der 1830er-Jahre zurück (Museo nacional de escultura, 1933
fecha decisiva).
Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- I: Der Wiener Vasari (1923–1926)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 458
- Category
- Biographien